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„Acht sind Seligkeiten,
sieben Sacramente,“ etc.

9.
Lieber Freund, etc.

Sag mir, was sind Neun?
„Neun sind Chör der Engel,
acht Seligkeiten,“ etc.

10.
Lieber Freund, etc.

Sag mir, was sind Zehn?
„Zehn Gebote Gottes,
neun Chör der Engel,“ etc.

11.
Lieber Freund, etc.

Sag mir, was sind Eilf?
„Eilf tausend Jungfraun,
zehn Gebote Gottes,“ etc.

12.
Lieber Freund, etc.

Sag mir, was sind Zwölf?
„Zwölf sind Apostel,
eilf tausend Jungfraun,
zehn Gebote Gottes,
neun Chör der Engel,
acht Seligkeiten,
sieben Sacramente,
sechs Krüg mit rothem Wein,
die der Herr geschenket ein
zu Cana in Galiläa,
fünf Wunden Christi,
vier Evangelisten,
drei Patriarchen,
zwei Tafeln Mosis,
Eins und Eins ist Gott der Herr,
der da lebt und der da schwebt
im Himmel und auf Erden.“

(Vgl. Erk, Volksl. B. II, H. 1, S. 48, Nr. 41. – Franz Ziska (Tschischka), „Oesterr. Volksmärchen. Wien, 1822.“ S. 95. – F. Tschischka u. J. M. Schottky, „Oesterr. Volkslieder. 2. Aufl. Pesth, 1844. S. 35.)

1, 1. Guter Freund, ich frage dich. 1, 2. Guter Freund, was fragst du mich? – 5, 4. Fünf sind Gebot der Kirchen – fünf sind Bücher Mosis.

Dieses Lied scheint aus einem alten hebräischen Osterliede (»Echàd mi jodéa«), welches am Abend des Passahfestes (wenn die Juden aus der Synagoge nach Hause kommen, und nun gespeist und der vierte Becher geleert ist) vom Hausvater gebetet wird, hervorgegangen zu sein. In deutscher Nachbildung lautet es also:

1.
Eins, das weiß ich:

Einig ist unser Gott,
der da lebt und der da schwebt
in dem Himmel und auf der Erd.
 

2.
Zwei, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Zwei Tafel Mosis;
einig ist unser Gott, etc.

3.
Drei, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Drei sein die Väter;
zwei Tafel Mosis, etc.

4.
Vier, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Vier sein die Mütter;
drei sein die Väter, etc.

5.
Fünf, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Fünf sein die Bücher;
vier sein die Mütter, etc.

6.
Sechs, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Sechs sein die Lernung;
fünf sein die Bücher, etc.

7.
Sieben, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Sieben sein die Feierung;
sechs sein die Lernung, etc.

8.
Acht, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Acht sein die Beschneidung;
sieben sein die Feirung, etc.

9.
Neun, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Neun sein die Gewinnung;
acht sein die Beschneidung, etc.

10.
Zehn, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Zehn sein die Gebot;
neun sein die Gewinnung, etc.

11.
Eilf, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Eilf sein die Stern;
zehn sein die Gebot, etc.

12.
Zwölf, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Zwölf sein die Geschlecht;
eilf sein die Stern, etc.

13.
Dreizehn, und das ist aber mehr,

und dasselbig weiß ich:
Dreizehn sein die Sitten;
zwölf sein die Geschlecht, etc.

(„Christian Andreas Teubers etc. Wahrscheinliche Muthmaßung von dem alten dunckeln Jüdischen Oster-Liede: [Chad gadia, Chad gadia.] Ein Zickelein: ein Zickelein etc. Leipzig, 1732.“ 4. S. 56. [Der hebr. Original-Text

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_408.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)