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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang

Pferd und Esel.


     Auf eisernen Schienen, so schnell wie der Blitz,
Dampfwagen und Dampfkutschen,
Mit dem schwarzbewimpelten Rauchfangmast,
Prasselnd vorüberrutschen.

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     Der Troß kam einem Gehöft vorbei,

Wo über die Hecke guckte
Langhalsig ein Schimmel; neben ihm stand
Ein Esel, der Disteln schluckte.

     Mit stierem Blick sah lange das Pferd

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Dem Zuge nach. Es zittert

An allen Gliedern, und seufzt und spricht:
Der Anblick hat mich erschüttert!

     Wahrhaftig, wär’ ich nicht von Natur
Bereits gewesen ein Schimmel,

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Erbleichend vor Schrecken wär’ mir die Haut

Jetzt weiß geworden; o Himmel!

     Bedroht ist das ganze Pferdegeschlecht
Von schrecklichen Schicksalsschlägen.
Obgleich ein Schimmel, schau’ ich jedoch

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Einer schwarzen Zukunft entgegen.


     Uns Pferde tödtet die Concurrenz
Von diesen Dampfmaschinen –
Zum Reiten, zum Fahren wird sich der Mensch
Des eisernen Viehes bedienen.

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     Und kann der Mensch zum Reiten uns,

Zum Fahren uns entbehren –
Ade der Hafer! Ade das Heu!
Wer wird uns dann ernähren?

Empfohlene Zitierweise:
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/397&oldid=- (Version vom 31.7.2018)