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Apparate zu schaffen. Insbesondere hat man in den letzten Jahren der Ausbildung der Schaltanlagen besondere Aufmerksamkeit zugewandt, während dieselben früher als etwas Nebensächliches behandelt wurden. Man gönnte ihnen wenig Raum in den Erzeugungs- und Verteilungsstationen; jetzt dagegen wird ihnen gleiche Bedeutung wie den Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen zugemessen. Insbesondere bei den modernen Großkraftwerken wird der Durchbildung der Schalthäuser, denn um solche handelt es sich hierbei, große Aufmerksamkeit gewidmet und dadurch die nötige Sicherheit für die Versorgung großer Gebiete geschaffen.

Eine ziemlich wichtige Rolle im Bau elektrischer Anlagen spielen die Akkumulatoren, welche dazu berufen sind, Energie aufzuspeichern. Sie können dann in Zeiten, wo der Betrieb steht, die Rolle der Generatoren übernehmen. Aber auch zum Ausgleich von Belastungsschwankungen werden sie vielfach mit besonderem Erfolg herangezogen. Auf diesem Anwendungsgebiet der Elektrizität sind in letzter Zeit erhebliche Fortschritte gemacht worden, die dazu geführt haben, daß die Verwendung der Akkumulatoren ein immer größere geworden ist.

Kraftübertragung und Verteilung.

Die Entwicklung der Kraftübertragung und Kraftverteilung in größerem Maßstabe hat ihren Ausgang genommen von der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung im Jahre 1891. Dort wurde zum ersten Male eine große Wasserkraft über weite Entfernung auf elektrischem Wege übertragen, und es wurde gezeigt, wie die Energie an der Verwendungsstelle benutzt und verteilt werden kann. Die Ausstellung hatte den Beweis erbracht, daß der Elektromaschinenbau weit genug entwickelt war, um die Ausführung großer Kraftübertragungen und Kraftverteilungsanlagen zu übernehmen. Darauf ist es wesentlich zurückzuführen, daß kurz nach dieser Ausstellung eine schnelle Entwicklung eingesetzt hat. Es wurde damit begonnen, Wasserkräfte auszunutzen und die gewonnene Energie dahin zu leiten, wo Verwendung für sie vorhanden war. In Gegenden, in denen Wasserkräfte nicht ausgenutzt werden konnten, begann man große Zentralanlagen für Dampf, Gas, Ölbetrieb usw. zu bauen. Die Fabriken gingen immer mehr dazu über, ihre Kraft- und Lichtversorgung auf elektrischem Wege durchzuführen, so daß außerordentlich bedeutende Anlagen zur Elektrizitätsversorgung entstanden. Welche raschen Fortschritte in der Beherrschung von großen Leistungen und großen Entfernungen in den letzten Jahren gemacht worden sind, gibt eine Liste der von den Siemens-Schuckert-Werken in dem Zeitraum von 1901 bis 1912 hergestellten bedeutenderen Anlagen. Die genannte Firma hat ausgeführt:

1901. Funghera Turin 24 000 Volt, 50 km, 20 000 PS.
1903/04. Fernkabel Bozen-Meran (durch das österreichische Haus) Drehstromkabel 10 000 Volt, 35 km, 3000 PS.
1904. Hydroelectrica Iberica, Spanien, 30 000 Volt, 100 km, 20 000 PS.
Ruhrtalsperren-Gesellschaft, Aachen, 35 000 Volt, 130 km, 12 000 PS.
1907. München-Moßburg, 50 000 Volt, 50 km, 6000 PS.
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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/132&oldid=- (Version vom 20.8.2021)