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die erste große städtische Straßenbahn in Halle eröffnet worden ist, bestehen heute bereits elektrische Bahnen mit einer Streckenlänge von annähernd 5000 km. Das Anlagekapital derselben dürfte etwa 1 500 000 000 M. betragen, und es werden mit diesen etwa 3 000 000 000 Personen jährlich befördert. Die Verzinsung des in elektrischen Bahnen angelegten Kapitals dürfte zwischen 5½ und 6% liegen.

Ein Bild von der Entwicklung gibt nachstehende Tabelle:

1898 1901 1911
Hauptzentren für elektrische Bahnen, Zahl 42 113 210
Streckenlänge, km. 582 3 099 4 969
Summe der vorhandenen Wagen 2 560 12 257 21 309
Leistung der elektrischen Maschinen, kW 18 560 108 021 158 104
Leistung der für Bahnbetrieb verwendeten Akkumulatoren, kW 25 531 43 600

Außer den Straßenbahnen sind besonders noch die Hoch- und Untergrundbahnen in den größeren Städten zu erwähnen. Die erste Deutschlands wurde 1897 in Berlin in Betrieb genommen. Außerdem wurde bei vielen Kleinbahnen der elektrische Betrieb eingeführt und allmählich auch auf die Hauptbahnen ausgedehnt. Zurzeit sind schon mehrere Hauptbahnstrecken in elektrischen Betrieb umgebaut, und es befinden sich bereits eine Reihe anderer in Bau. Ganz abgesehen von den direkten Vorteilen, welche der elektrische Betrieb der Hauptbahn herbeiführen wird, wird er in wirtschaftlicher Beziehung von großem Einfluß dadurch sein, daß die Stromversorgung der in der Nähe der Bahnstrecken liegenden Gebiete hiermit zusammengefaßt werden kann.

Beleuchtungstechnik.

Die außerordentlichen Vorzüge der elektrischen Beleuchtung, welche sich hauptsächlich in bezug auf Feuersicherheit und auf hygienischem Gebiete zeigen, haben eine schnelle Entwicklung dieser Beleuchtungsart herbeigeführt. Während im Jahre 1891 nur ungefähr 450 000 Glühlampen in Deutschland in Benutzung waren, betrug diese Zahl im Jahre 1908 bereits 38 Millionen. Zurzeit dürfte die Zahl der in Verwendung befindlichen Glühlampen etwa auf 75 Millionen geschätzt werden können. Hierzu kommen noch etwa 1,8 Millionen Bogenlampen. Wenn man damit vergleicht, daß es jetzt ungefähr nur 27 Millionen Gasglühlichtflammen und 21 Millionen Petroleumlampen in Deutschland gibt, so sieht man, welche ungeheure Bedeutung die elektrische Beleuchtung heute besitzt. Sie hat alle anderen Beleuchtungsarten weit überflügelt. In wirtschaftlicher Beziehung ist diese Entwicklung außerordentlich zu begrüßen, da früher für Beleuchtung erhebliche Beträge in das Ausland geschickt werden mußten. Der Import von Petroleum ist infolge der Entwicklung der Elektrizitätsanlagen in den letzten Jahren ständig im Rückgang. Schon jetzt werden jährlich ungeheure Beträge, welche für Petroleum ins Ausland geschickt werden müßten, dem Nationalvermögen erhalten. Vom Standpunkte der Volkswohlfahrt aus ist es ferner besonders wichtig, daß noch die hygienischen Nachteile und Gefahren, welche den anderen Beleuchtungsarten anhaften, durch die elektrische Beleuchtung vermieden werden. Auch der Gasbeleuchtung gegenüber ist die Elektrizitätserzeugung vom wirtschaftlichen

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/138&oldid=- (Version vom 20.8.2021)