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dadurch nicht nur eine größere Zuverlässigkeit erreicht, sondern namentlich auch die Leistungsfähigkeit wesentlich gesteigert.

Durch die Schaffung elektrischer Uhren wurde nicht nur erreicht, daß das in kürzeren Zeiträumen notwendige Aufziehen der Uhren überflüssig gemacht wurde, sondern es gelang dadurch auch, Zentraluhrenanlagen zu schaffen und auf diese Weise zu ermöglichen, für jeden beliebigen Ort zuverlässig die Angabe der Zeit zu erhalten. In den bedeutenderen Städten bestehen schon seit einer längeren Reihe von Jahren Zentralanlagen zum Anschluß von Normaluhren, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Die magnetischen Erscheinungen haben zu vielfachen praktischen Anwendungen Veranlassung gegeben. Einesteils benutzte man den Magnetismus zur Entfernung von Eisen und ähnlichen Materialien aus Schlacken, Knochen, Drehspänen, Formsand usw., andererseits zur Scheidung von Erzen wie Magnetit, Rostspat usw. Ferner werden schwachmagnetische Erze und Mineralien geschieden. Andere Anwendungsgebiete des Magnetismus stellen die sogenannten Hebe- und Transportmagnete dar. Schließlich wird in den Maschinenfabriken und ähnlichen Industriezweigen auch der Magnetismus zum Aufspannen von Werkstücken während der Bearbeitung vielfach benutzt.

Es sei nun noch ein wichtiges Gebiet herausgegriffen, das ist das Heizen und Kochen mit Elektrizität. Nicht nur in der Industrie und im Handwerk, wo viele Maschinen, Hilfsapparate usw. elektrisch beheizt werden, sondern auch im Hause findet die Elektrizität mehr und mehr Anwendung. Das elektrische Kochen hat so viele Annehmlichkeiten, daß es sich immer mehr einführt. Die Sauberkeit, der Fortfall der Luftverschlechterung, die schnelle Betriebsbereitschaft und bequeme Regulierbarkeit sind neben höchster Feuersicherheit Eigenschaften, welche die elektrische Küche nicht nur in das Haus des wohlhabenden Mannes eingeführt haben, sondern auch in dasjenige des Arbeiters und des kleinen Mannes auf dem Lande. Besonders durch die schnelle Ausdehnung der Überlandzentralen ist jetzt auf dem Lande vielen die Möglichkeit gegeben, elektrisch zu kochen und dadurch den Herd nur noch für die Herstellung großer Mahlzeiten heizen zu brauchen. Ebenso wird auch heute schon von der elektrischen Beheizung von Räumen und einzelnen Apparaten Gebrauch gemacht, namentlich wenn es sich um kurzzeitige Benutzung handelt. Der transportable elektrische Ofen wird überall angenehm empfunden, wenn es sich darum handelt, schnell Wärme zu spenden. Das elektrische Bügeleisen, die Brennschere, der Haartrockner und der Warmwasserapparat sind heute im modernen Hause kaum noch entbehrlich. Hierzu gesellen sich noch die elektrischen Antriebe im Hause für den Aufzug, für die Entstaubungsanlage, die Waschmaschine, Nähmaschine, Bohnermaschine, Kühlanlage, Wasserversorgung und der Küchenmotor zum Antrieb der Haushaltungsmaschinen.

Schließlich seien hier noch die Blitzschutzanlagen erwähnt, welche zwar nicht dazu dienen, die von Menschen erzeugte Elektrizität zu regulieren oder zu verwenden, sondern die in der Natur entstehende Elektrizität für den Menschen und seine Wohnungen schadlos abzuleiten. Der Bau von Blitzschutzanlagen geht bis auf das 18. Jahrhundert zurück. Die Anwendung der Blitzableiter hat sich allerdings nur langsam Bahn gebrochen, so daß auch jetzt noch die Zahl der durch Blitzableiter geschützten Gebäude eine verhältnismäßig

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/140&oldid=- (Version vom 20.8.2021)