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Kurse in der Wäsche- und Kleiderkonfektion aufgenommen. Auf der anderen Seite wurde das Arbeitsgebiet der einzelnen Schulen auf den anderen Sitz der vorherrschende Zweig der Textilindustrie, nämlich die Wollen-, Baumwollen-, Seiden- und Samt- oder Leinenindustrie beschränkt. Der Unterricht ist theoretisch und praktisch, zu welchem Zweck die Schulen mit Webstühlen und anderen maschinellen Hilfsmitteln reichhaltig ausgestattet sind. 1912 bestanden in Preußen 13 Fachschulen für Textilindustrie (mit 2416 Schülern), in Bayern 6, in Sachsen 18, in Württemberg 2, in Hessen, Reuß ä. L. und Elsaß-Lothringen je 1.

Spezialschulen für Schiffahrt und Bergbau.

Zur Ausbildung der seeschiffahrttreibenden Bevölkerung dienen in den Uferstaaten der Nord- und Ostsee die Navigationsschulen, die Schiff- und Schiffmaschinenbauschulen (Kiel und Hamburg) und die Seedampfschiff-Maschinistenschulen, zur Ausbildung von Steigern und Markscheidern für die Bergbaubetriebe die Bergschulen und Bergvorschulen in Preußen und Sachsen.

Handelsschulen.

Während Deutschland ein aufblühendes kaufmännisches Fortbildungsschulwesen und eine reichlich ausreichende Zahl von Handelshochschulen besitzt, ist das mittlere Handelsschulwesen schwach und ungleichmäßig entwickelt. Wohl besitzt Sachsen eine Anzahl Handelsschulen, deren dreijähriger Jahrgang auf der Volksschule aufbaut und deren Abschlußprüfung die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligendienst verleiht, wohl finden sich auch an einer größeren Zahl bayrischer Realschulen Handelsabteilungen, dagegen sind in Preußen sog. Handelsrealschulen nur in geringer Zahl vorhanden und die kaufmännischen Fächer nehmen an ihnen eine vergleichsweise bescheidene Stellung ein. Zahlreicher sind die öffentlichen Handelsschulen, deren Aufgabe es ist, in einjährigem (bisweilen auch 1½ oder 2jährigem) Lehrgang den Schülern vor dem Eintritt in die kaufmännische Lehre die Kenntnisse und Fertigleiten zu vermitteln, die das Lehrziel der kaufmännischen Fortbildungsschule bilden. Der erfolgreiche Besuch einer solchen Handelsschule gewährt gewöhnlich Befreiung vom Besuch der kaufmännischen Fortbildungsschule. Wird bei diesen Schulen als Aufnahmebedingung der Besitz der Einjährig-Freiwilligen-Berechtigung oder eine entsprechende Mädchenschulbildung verlangt, so führen sie die Bezeichnung Höhere Handelsschulen und pflegen im Lehrplan zwei fremde Sprachen zu berücksichtigen.

Schulen für die weibliche Jugend.

Grundsätzliches.

Die Berufsstatistik lehrt, daß die Frau zu den gewerblichen Berufen, die ihr von alters her eigen sind, immer neue hinzuerobert. Auf zahlreichen Gebieten ist sie mit dem Manne in Wettbewerb getreten, an vielen Stellen hat sie sich unentbehrlich gemacht. Wer es unternimmt, diese Entwickelung zu

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/704&oldid=- (Version vom 20.8.2021)