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sein lassen, tiefere und weitere Schächte der Erkenntnis in die ungeheure Fülle des noch Unerkannten zu treiben. Sind doch die Naturwissenschaften im allgemeinen und die Biologie im besonderen noch junge Wissenschaften, so daß heute gar nicht abzusehen ist, wie sich in Jahrhunderten unser Wissen von der Natur gestalten wird. Mit froher Zuversicht sollen wir diese Bahn beschreiten, die durch die Einsicht nicht getrübt zu werden braucht, daß wir manchen Problemen gegenüber zur Entsagung verurteilt sein werden. Denn wo von der Naturwissenschaft ein Rätsel gelöst wurde, steigt meist eine ganze Schar neuer Rätsel empor: bis jetzt vermehrte die Zahl der Rätsel bei tieferem Eindringen sich eher, als daß sie sich minderte. Wie es dem Menschen niemals gelingen dürfte, bis zum Mittelpunkt der Erde vorzudringen, so wird die Naturwissenschaft bei ihrem Vorwärtsschreiten oft genug Anlaß haben, Erkennbares von Unerkennbarem zu sondern. Dann wird man dem tiefgründigen Rate Goethes folgen, die Arbeit dem Erforschlichen zuzuwenden und das Unerforschliche „ruhig zu verehren“.

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/130&oldid=- (Version vom 20.8.2021)