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Lichtreflexe in ähnlicher Weise zutage getreten, wie z. B. das Wandern des Echos mächtiger Schallwirkungen in gebirgigen Gegenden.

In der Gesamtheit der vorangehenden Darlegungen ist vielleicht den Betrachtungen und Mitteilungen über die Erforschung der Sternenwelt ein etwas zu großer Raum gewährt worden, da doch auch von der Erforschung unserer Sonne, von den Kometen und Planeten und von der Erde selber und ihrem Monde wenigstens insoweit berichtet werden müßte, als die deutsche Astronomie auch in diesen Forschungsgebieten eine erfreuende Wirksamkeit erwiesen hat.

Gerade in unserm Vierteljahrhundert ist aber die Erforschung der Sternenwelt auch der deutschen Astronomie das bevorzugte Übungsfeld für erfolgreiche Anwendung jener neuen Arbeitsmethoden gewesen, welche von allgemeinster Bedeutung für unsere ganze Welterkenntnis sind, während in den anderen, soeben erwähnten Erforschungsaufgaben der Himmelswelt der Verlauf der Arbeiten keine ebenso eigenartige Bedeutung hatte. Die Fixsternwelt hat ja überhaupt den ganz besonderen Wert für das Fortschreiten unseres Welterkennens, daß ihre vereinfachenden großen Fernen und ihre stetig langsamen Entwicklungen uns für die ungeheuren makrokosmischen Probleme und ebenso auch für das mikrokosmische Erkennen, sowohl im Gebiete der Theorie und Berechnung als auch im Gebiete der Messung, geradezu erziehen helfen.

Kometen, Sonne und Planeten.

Der Übergang von der Betrachtung der Sternenwelt auf die uns näher umgebende Himmelswelt erfolgt am natürlichsten durch die Kometen, die ja aus den Sternenräumen kommen und zum Teil auch wieder in unbestimmte Fernen zurückkehren, soweit sie nicht auf ihrem Wege zur Sonne und wieder von der Sonne hinweg durch die Anziehungskräfte der Planeten in engere geschlossene Bahnen um die Sonne eingeordnet werden. Auf diesem Gebiete ist wesentlich Neues in den letzten Zeiten weder beobachtet noch gedacht worden. Am meisten haben neuerdings die nordamerikanischen Astronomen der Lick-Sternwarte, der Yerkes-Sternwarte und der Warte auf dem Mount Wilson die Detailerforschung der Kometenwelt hinsichtlich der spektralen Charaktere ihres Leuchtens und hinsichtlich der Schweiferscheinungen gefördert; aber auch Heidelberg und Potsdam haben hierbei mitgewirkt.

Einen wesentlichen Fortschritt hat die Deutung der Abstoßungswirkungen der Sonne, welche in den Schweiferscheinungen zutage treten, durch die, Schwarzschild zu dankende, tiefere Ergründung des sogenannten Strahlungsdruckes erfahren, welcher mit den Wellenbewegungen der Strahlung der Sonne verbunden ist. Zugleich aber ist die schon im Anfange unseres Vierteljahrhunderts von dem Physiker der Berliner Sternwarte, Eugen Goldstein, demonstrierte Nachbildung der Schweiferscheinungen durch Kathodenstrahlungswirkungen immer mehr zur Anerkennung gelangt, je deutlicher sich überhaupt in den Zuständen und Wirkungen der Sonne elektrische und magnetische Erscheinungen erkennen ließen. Man nähert sich dabei auch immer mehr der von Goldstein begründeten Auffassung, daß in manchen der gewaltigen Schweiferscheinungen nicht sowohl Abstoßungen von Massenteilen, sondern durch begrenzte elektrische Emanation hervorgerufenes

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/145&oldid=- (Version vom 20.8.2021)