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Kohlenwasserstoff Isopren durch Polymerisation darzustellen. Isopren ist in kleiner Menge 1860 zuerst von dem Engländer Williams durch Erhitzen von Kautschuk gewonnen worden. Es steht zu den Terpenen in engen genetischen Beziehungen, da es sich auch zu Dipenten, das sich ebenfalls unter den Zersetzungsprodukten des Kautschuks findet, polymerisieren läßt.

Pflanzenalkaloide.

Eine besondere Bedeutung beanspruchen wegen ihrer stark giftigen, aber zum Teil pharmakologisch sehr geschätzten Wirkungen die stickstoffhaltigen, basisch reagierenden Pflanzenstoffe, die man unter dem Namen Pflanzenalkaloide zusammenfaßt. Die wichtigsten sind die bekannten Heilmittel Atropin, Kokain, Chinin und Morphin. Verwickelt zusammengesetzt, ist die Konstitution der meisten erst in den letzten Jahrzehnten aufgeklärt worden und erst zum kleinsten Teil ist ihre Synthese gelungen. Die synthetischen Versuche beginnen 1886 mit der Synthese des Koniins des im Samen des gefleckten Schierlings enthaltenen Alkaloides durch A. Ladenburg, besonders wichtig geworden durch die Entdeckung einer Methode zur Zerlegung razemischer Basen in ihre optisch aktiven Komponenten. In demselben Jahre hat A. Hantzsch das Nikotinsäurebetain synthetisch dargestellt, dessen Identität mit dem im Bockshornsamen von Trigonella foenum graecum vorkommenden Trigonellin E. Jahns im folgenden Jahre bewies. 1894 stellten A. Ladenburg und M. Scholtz das Piperin, das Alkaloid des Pfeffers, aus synthetisch gewonnener Piperinsäure und Piperidin dar. In dem Jahre 1904 bauten Amé Pictet in Genf im Verein mit mehreren Schülern das Nikotin, das Alkaloid des Tabaks auf, damit die 1895 von A. Pinner aufgestellte Konstitutionsformel dieses Alkaloids bestätigend. Die Partialsynthese des Atropins aus seinen Spaltungsprodukten Tropin und Tropasäure führte A. Ladenburg schon 1882 aus. 1903 gelang es Willstätter, das Tropin aufzubauen, womit die Totalsynthese des Atropins erreicht war. In demselben Jahre gelang es R. Willstätter im Verein mit A. Bode das dem Tropin nahe verwandte Kokain, in seiner razemischen Form zu gewinnen. Durch hauptsächlich von Skraup, W. Königs, v. Miller und Rhode ausgeführte ausgezeichnete Experimentaluntersuchungen erhielt man einen Einblick in die verwickelte Konstitution der wichtigsten in der Chinarinde vorkommenden Alkaloide: Cinchonin und Chinin, ein Methoxycinchonin. Paul Rabe ist es geglückt das Cinchotoxin 1911 zu einer Partialsynthese des Cinchonins zu verwenden. Im Opium, dem eingedickten Milchsaft der grünen Samenkapseln des Mohns kommen die Alkaloide Morphin, Kodein, Thebain, Papaverin, Laudanosin, Narkotin und Narzein vor. Die wichtigste dieser Basen ist das Morphin, dessen Konstitution ebensowenig wie die seiner nächsten Verwandten Kodein und Thebain durch die bis auf die Gegenwart fortgeführten Untersuchungen von L. Knorr und R. Pschorr völlig aufgeklärt ist. Dagegen stellte Amé Pictet 1909 das Papaverin, dessen Konstitution Guido Goldschmidt ermittelt hatte, und das Laudanosin synthetisch dar. Die Konstitution des Narkotins klärte W. Roser 1389 auf. Ein isomeres Narkotin lehrte 1896 Liebermann aufbauen. Die Synthese des Narkotins selbst führte 1911 W. H. Perkin in England aus, nachdem das eine Spaltungsprodukt, das Metonin, 1898 von Paul Fritsch und das zweite Spaltungsprodukt,

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/181&oldid=- (Version vom 20.8.2021)