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Zoologische Gesellschaft vor allen Dingen zur Aufgabe, die wissenschaftliche Zoologie zu fördern. Dazu fand sie sofort nach ihrer Gründung Gelegenheit, indem sie in einer an den Kaiser gerichteten Immediateingabe unter eingehender Begründung um Errichtung einer zoologischen Station auf der vom Reich kurz vorher erworbenen Insel Helgoland nachsuchte. Daß dieser wohl von allen deutschen Zoologen geteilte Wunsch glücklicherweise schon bald Erfüllung fand, ergab sich bereits aus dem oben Mitgeteilten. Dem verheißungsvollen Anfang entsprach die weitere Entwicklung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, welcher bald die meisten deutschen Zoologen beitraten, um auf ihren alljährlich stattfindenden Versammlungen reiche wissenschaftliche Anregung zu empfangen. Wo es darauf ankam, zoologische Bestrebungen zu fördern, sei es durch die Klärung allgemein wichtiger Fragen, die Begründung von Stationen und anderen wissenschaftlichen Anstalten, durch die Unterstützung geplanter Expeditionen, von Naturschutzbestrebungen, Herausgabe größerer Werke usw. hat sich die Deutsche Zoologische Gesellschaft als solche wie durch ihre einzelnen Mitglieder stets auf das eifrigste beteiligt und diese Unternehmungen nach Möglichkeit gefördert.

Einfluß der Erwerbung von Kolonien.

Wenn wir im Vorstehenden an den sozusagen äußerlich wahrnehmbaren Merkmalen einen weitgehenden Aufschwung unserer Wissenschaft feststellen konnten, so wird man sich nicht verhehlen dürfen, daß eine derartige glänzende Fortentwicklung nur im Zusammenhang mit dem allgemeinen Aufstieg der Verhältnisse seit der Reichsgründung denkbar ist. Wie für die Pflege und Unterstützung der Wissenschaft im allgemeinen, ergaben sich für die Zoologie in verschiedener Hinsicht noch besondere Vorteile, wie z. B. aus der Erwerbung der Kolonien und der durch sie gebotenen Möglichkeiten der genaueren Durchforschung der Tierwelt größerer Gebiete in fernen Erdteilen. Nicht nur, daß die systematische Zoologie und Zoogeographie davon großen Gewinn hatten und ein reicher Zufluß neuer oder noch nicht vorhandener Tierformen in die Museen die Folge war, auch die Biologie zog großen Vorteil daraus. Konnte doch, nachdem einzelne Forscher in den verschiedenen Kolonien tätig gewesen waren, in Deutsch-Ostafrika schon vor einer Reihe von Jahren die Biologische Station Amani gegründet werden, an welcher stets eine Anzahl Forscher dauernd und vorübergehend mit Erfolg tätig ist. Andere solche Gründungen sind noch geplant und werden gewiß nicht auf sich warten lassen. Auch dann, wenn sie mehr nach der praktischen Seite und hauptsächlich auf die Förderung der einheimischen Kulturen gerichtet sind, bringen sie der Zoologie Nutzen genug. Dieser steht in enger Beziehung zu demjenigen für die betreffende Kolonie selbst. Denken wir nur an die Erforschung der Ursachen von Malaria und Schlafkrankheit, welche sich zum nicht geringen Teil unter tatkräftiger Mitwirkung deutscher Forscher innerhalb und außerhalb unserer eigenen Kolonien vollzogen hat; es sei nur an die Expedition Robert Kochs und seiner Mitarbeiter erinnert. Die Lösung der Frage nach den Erregern der Malaria, der Schlafkrankheit, des Rückfallfiebers und anderer besonders tropischer oder doch in wärmeren Klimaten grassierender Krankheiten, gehört ebenfalls zu den Triumphen der Zoologie in den letzten 25 Jahren, doch ist ihrer besser bei Erwähnung der großen Erfolge zu

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/205&oldid=- (Version vom 20.8.2021)