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rechtzeitig die Träger der Bazillen zu entdecken, zu isolieren und zu behandeln. Dann kommen all die Maßnahmen der Desinfektion, der Sorge gegen die Weiterverbreitung der Seuche in Betracht, welche schon Erwähnung gefunden haben.

In jüngster Zeit ist auch die Poliomyelitis (die spinale Kinderlähmung) als eine übertragbare Erkrankung erkannt worden, wenn wir auch den Erreger derselben nicht kennen. Die Bekämpfung der Krankheit ist einstweilen durch Unkenntnis des Weges der Übertragung sehr erschwert. Doch dürfte die Absonderung der Erkrankten und die Fernhaltung ihrer schulpflichtigen Geschwister vom Schulbesuch zweckmäßig sein, ebenso die Desinfektion der Ausscheidungen und Entleerungen (Erbrochenes, Nasenschleim, Harn, Stuhlentleerungen, Bettwäsche).

Das Kindbettfieber ist eine Erkrankung gegen welche als Schutzmaßregeln Verkehrsbeschränkungen der Hebammen, Wochenbettpflegerinnen und des sonstigen Pflegepersonals immer energischer in Betracht gekommen sind. Auch gemeinverständliche Belehrungen für Schwangere sind erlassen worden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der bessere Unterricht, die größere Reinlichkeit und die Untersagung der Tätigkeit der Hebammen usw. bei Auftreten der Krankheit bei einer Pflegebefohlenen die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle ganz wesentlich herabgesetzt hat.

Auch die Körnerkrankheit (Granulose oder Trachom) welche Ende des vorigen Jahrhunderts in den östlichen Provinzen eine große Ausdehnung annahm, ist durch systematische Bekämpfung (Untersuchung der Schulen, der Militärpflichtigen, Feststellung und zwangsweise Behandlung aller Erkrankungsfälle) im Rückgang begriffen.

Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen.

Von den Erkrankungen, welche in der Regel nur bei Tieren vorkommen und von diesen auf den Menschen übertragen werden, ist an erster Stelle der Milzbrand zu nennen. Die Vorkehrungen bestehen in der möglichsten Unschädlichmachung von milzbrandhaltigen Tierteilen, in der Absonderung Erkrankter und entsprechender Desinfektion. Der große Handel Deutschlands mit Tierfellen wird kaum ein vollständiges Erlöschen des Milzbrandes hoffen lassen.

Der Rotz wird ebenfalls an erster Stelle durch Maßnahmen gegen die Tierseuche, Tötung rotzkranker Tiere, Vernichtung ansteckungsfähigen Materials bekämpft. Rotzkranke und krankheitsverdächtige Personen müssen streng abgesondert werden.

Die Tollwut (Lyssa) wird wesentlich aus den östlichen Grenzbezirken eingeschleppt und vor allem durch tollwütige Hunde verbreitet. In den Jahren 1906–1910 sind in Preußen allein 1075 Personen durch sicher tollwütige Hunde gebissen worden. Die Maßnahmen sind etwa die gleichen wie bei den oben genannten Seuchen. Doch sind zur Vornahme von Schutzimpfungen (nach dem Vorgehen von Pasteur) in den Jahren 1899 bis 1904 in Deutschland zwei Institute eingerichtet worden (in Berlin im Institut für Infektionskrankheiten, und in Breslau im hygienischen Institut), deren Resultate sehr erfreulich sind. Von den 1075 Personen sind nach Rapmund und Dietrich nur 17 also 1,58% an Tollwut erkrankt.

Die Trichinenkrankheit wird durch Untersuchung der geschlachteten Schweine

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/290&oldid=- (Version vom 20.8.2021)