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bekämpft, weiterhin aber dadurch, daß die Menschen den Genuß des ungekochten Schweinefleisches vermeiden.

Die Wurmkrankheit hat besonders in den Bergwerken vielfache Maßnahmen ergreifen lassen: Ermittelung und Behandlung der Wurmbehafteten, Beseitigung des Kotes, Sorge für Aborte, tadelloses Trink- und Waschwasser, Belehrung der Bergleute und Ziegelarbeiter. Die Erfolge können als glänzend bezeichnet werden, da die Erkrankung ganz außerordentlich abgenommen hat.

Gegen das meist von Osten eingeschleppte Rückfallfieber haben sich die allgemein hygienischen Maßnahmen der Absonderung, Überwachung der Schiffahrt, Desinfektion von Wohnungen durchaus bewährt.

Das Wechselfieber (Malaria) hat in Deutschland durch Trockenlegen von Sümpfen, Vernichtung der Stechmücken, entsprechende Behandlung Erkrankter sehr abgenommen.

Von übertragbaren Erkrankungen und ihrer Bekämpfung bleiben noch zu besprechen die Tuberkulose und die Syphilis, welche aber ihrer großen Bedeutung gemäß in besonderen Kapiteln besprochen werden sollen.

Die Bekämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit.

Entdeckung des Tuberkuloseerregers.

Die systematische Bekämpfung der Tuberkulose konnte naturgemäß erst einsetzen, nachdem wir durch Robert Koch die Ursache der Tuberkulose und die Eintrittspforten in den menschlichen Körper kennen gelernt hatten. Wir wissen heute, daß die Tuberkulose in der Hauptsache vom Menschen aus übertragen wird, daß aber auch durch die Milch, seltener das Fleisch von tuberkulosekranken Kühen eine Übertragung besonders auf Kinder stattfinden kann. Weitere Untersuchungen haben gelehrt, daß bei einer verhältnismäßig großen Zahl von Menschen Tuberkelbazillenherde im Körper vorhanden sind, ohne daß diese zu schwerer fortschreitender Erkrankung führen. Über die Zahl der Infizierten besteht keine völlige Klarheit. Manche Autoren nehmen bis zu 90% infizierter Menschen an, ich selbst schätze sie wesentlich geringer. Immerhin zeigen diese Erfahrungen, daß der gesunde Mensch gewisse Schutzstoffe in seinem Körper besitzt, welche die Entwicklung der vererblichen Keime hemmen, während in manchen zu Tuberkulose disponierten Familien derartige Schutzstoffe vielleicht fehlen. Auch gewisse Berufsarten geben einen verhältnismäßig großen Schutz, während andere der Entwicklung fortschreitender Erkrankung geradezu förderlich sind.

Statistik der Tuberkulose.

Weiter hat eine eingehende Arbeit Sievekings auf Grund der sorgfältigen Hamburger Medizinalstatistik gelehrt, daß die Tuberkulose von 1830 an (in welcher Zeit sie über 6% betrug), einen gewissen fortschreitenden Rückgang erfuhr, zurückgeführt teils auf die mit größerem Wohlstande einhergehende verbesserte Ernährung, teils auf die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse,

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/291&oldid=- (Version vom 20.8.2021)