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also durch Zwischenfruchtbau, die Gründüngung durchführen. Der wesentliche Unterschied ist nur der, daß auf leichtem Boden für diese Zwecke vorwiegend die Lupine in Frage kommt, deren Verwendung als Futter in grünem, nicht ausgereiftem Zustande, wie er beim Zwischenfruchtbau nur zu erreichen, so gut wie ausgeschlossen ist, während auf besserem Boden statt der Lupine nur solche Leguminosen in Frage kommen, bei denen in grünem Zustande auch eine Verfütterung an das Vieh nicht nur möglich, sondern sogar vorteilhaft ist. Bei diesen Pflanzen tritt also mit der Verwendung als Gründüngung die zu Futterzwecken in Konkurrenz. In sehr vielen, vielleicht in den meisten Fällen kommt man dann bei richtiger Rechnung zu dem Ergebnisse, daß die Verwendung dieser auf dem besseren Boden gebauten Leguminosen zur Fütterung des Viehes und also für die so wichtige Erzeugung tierischer Produkte wirtschaftlich wertvoller ist, so daß hier die Gründüngung nicht eine ganz so hohe Bedeutung hat wie auf dem leichteren Boden.

Ackerbewässerung.

Noch einen weiteren Fortschritt im Ackerbau hat die hier behandelte Periode, allerdings erst in den letzten Jahren, dadurch gebracht, daß man der Frage der künstlichen Ackerbewässerung intensiver nahegetreten ist und namentlich versucht hat, sie auch in größerem Maßstabe verwendbar zu machen. Das Ziel muß dabei sein, daß, ähnlich wie beim Gartenbau, die Pflanzen in der Vegetationsperiode möglichst niemals Mangel an Feuchtigkeit leiden. Wenn z. B. ein Sommer auch im ganzen genügend Niederschläge bringt, aber doch vielleicht eine kurze Trockenperiode enthält, so ist ein niedrigerer Ertrag bei den Feldfrüchten zu erwarten, als wenn auch diese dürre Zeit durch Bewässerung unwirksam gemacht werden konnte. Nur in der Möglichkeit, die Feldfrüchte ohne jede Unterbrechung sich entwickeln zu lassen, liegt der entscheidende Grund für die Brauchbarkeit der künstlichen Bewässerung auch in unseren deutschen Gebieten, also in dem immerhin mit mäßigen Niederschlagsmengen versehenen Teile Europas. Während in den eigentlichen ariden oder dürren Gebieten, wie sie sich in Nord-Amerika, Nord-Afrika, Australien u. a. finden, ohne Bewässerung überhaupt keine Erträge zu gewinnen sind und daher derartige Anlagen durch ihre gute Verwertung sich in hohem Maße lohnen, fällt bei unseren deutschen Gebieten ins Gewicht, daß auch ohne Bewässerung bereits eine leidliche Sicherheit der Erträge vorhanden ist, daß also diese nur noch um gewisse Prozente gesteigert werden können. Daß allerdings diese Steigerung sehr beträchtlich sein kann, haben die neueren Versuche mit der künstlichen Ackerbewässerung, wie sie vor allem in dem Kaiser-Wilhelm-Institut in Bromberg ausgeführt wurden, gezeigt. Wenn die weiteren Versuche auf diesem Gebiete ähnlich hohe Erträge bringen, so kann man sagen, daß, nachdem in früheren Perioden die Einführung einer rationellen künstlichen Düngung und später die Verwendung leistungsfähigerer Pflanzensorten die bedeutsamsten Epochen in der Entwicklung der deutschen Landwirtschaft darstellten, diese mit der erfolgreichen Einführung einer künstlichen Ackerbewässerung in eine weitere neue Epoche eintreten würde. Wie es bisher aber bereits zu einem hohen Prozentsatze der deutschen Landwirtschaft gelungen ist, die wachsende Bevölkerung zu ernähren, so würde

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/334&oldid=- (Version vom 20.8.2021)