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in ihrer Vervollkommnung durch den Amerikaner Cooper Hewitt und fast ebensowenig in der Gestalt der Heräusschen Quarzlampe.

Die Glühlampe ist lange Zeit unverändert geblieben. Das Problem war, Lampen zu bauen, die bei möglichst hoher Spannung einen möglichst geringen spezifischen Verbrauch, dabei aber eine lange Brenndauer und eine große mechanische Festigkeit des Fadens hätten. Der Preis der Lampe sollte natürlich gering sein. Die Lösung war schwierig, denn die Bedingungen widersprechen einander; besonders schwierig war es, den Bedingungen bei Lampen geringer Lichtstärke zu genügen. Deshalb erscheinen bei jeder erreichten Spannungserhöhung erst Lampen verhältnismäßig hoher Lichtstärke und hohen spezifischen Verbrauchs; erst allmählich gelingt es, den letzteren zu verbessern und auch Lampen geringerer Lichtstärke herzustellen. Die Kohlenfadenlampen der gebräuchlichsten Spannung und Lichtstärke hatten 1888 einen spezifischen Verbrauch von 3,5 bis 4 Watt pro Hefnerkerze bei 600 bis 800 Stunden Brenndauer, und viel weiter ist man mit ihnen überhaupt nicht gekommen.

Der spätere Fortschritt in der Glühlampentechnik stützte sich auf die hauptsächlich durch Lummer geförderte Kenntnis von dem Wesen der sogenannten Temperaturstrahler. Das durch sie geleitete Bestreben, Glühfäden aus Körpern herzustellen, die eine möglichst hohe Temperatur aushalten, zeitigte zuerst, und zwar im Jahre 1901, die von Nernst erfundene und nach ihm benannte Glühlampe mit Glühkörpern aus sogenannten Leitern zweiter Klasse, die bei gewöhnlicher Temperatur Isolatoren, bei hoher aber Leiter sind. Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die sich der praktischen Lampe entgegenstellten, wurden von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in bewunderungswürdigem Maße überwunden. Der spezifische Verbrauch der Lampe war etwa 1,6 Watt pro Kerze, ihre Brenndauer leider freilich nur 300 Stunden. Ihre Konstruktion war allerdings sehr verwickelt, und so mußte sie denn nach einigen Jahren wieder einfacheren Lampen weichen. Darunter sind anzuführen die Osmiumlampe der Deutschen Gasglühlichtgesellschaft von Auer von Welsbach 1901, die Tantallampe der Firma Siemens & Halske 1905 nach den Erfindungen ihres Ingenieurs Dr. von Bolton. Im Jahre 1906 wurde mit einer aus dem noch schwerer schmelzbaren Wolfram hergestellten Glühlampe bei einem spezifischen Verbrauche von 1,1 Watt und etwa 1500 Stunden Brenndauer die Grenze des bis heute Möglichen erreicht. Nur für ganz große Lampen ist es gelungen, den spezifischen Verbrauch noch weiter, bis auf etwa 0,8 Watt, und in allerjüngster Zeit sogar auf 0,5 Watt herabzudrücken. Ein wichtiger Schritt der letzten Zeit bestand darin, daß man – während die Fäden bis dahin „gespritzt“ werden mußten – durch eine in Deutschland und in Amerika gleichzeitig gemachte Erfindung Wolfram zu widerstandsfähigen Drähten ziehen lernte. Die neueren Glühlampen haben die elektrische Beleuchtung außerordentlich verbreiten helfen, und die Glühlampe hat auch die Bogenlampe vielfach verdrängt.

Leitungen.

Auch die technisch-wissenschaftliche Behandlung der Leitungen zwischen den Erzeugern und den Empfängern der elektrischen Energie beginnt Ende der 80er Jahre. Vorher war man schon zu der Erkenntnis gekommen, daß die Energieempfänger,

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/383&oldid=- (Version vom 20.8.2021)