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Zielen kleinere Gesellschaften gebildet, von denen die Hamburger Mathematische Gesellschaft, die auch alljährlich ein kleines Heft von „Mitteilungen“ veröffentlicht, schon 1890 ihr 200jähriges Bestehen feiern konnte. Im Vergleich mit ihr sind die neuen Gesellschaften in Göttingen, Berlin, Straßburg, Breslau usw. sehr jung, übertreffen sie aber durch die Zahl ihrer Mitglieder und die Regsamkeit in den Sitzungen. Durch eine besonders große Zahl von Mitgliedern (271 am 12. Oktober 1912) ist die Berliner Mathematische Gesellschaft ausgezeichnet, die erst seit 1901 besteht. Sie gibt auch regelmäßig ihre Sitzungsberichte heraus, die den einzelnen Heften des Archivs der Mathematik und Physik angehängt werden. Die „Unterrichtsblätter für Mathematik und Naturwissenschaften“ sind seit 1895 das Organ des großen Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichtes. Sie erscheinen in Monatsnummern und bringen neben Besprechungen unterrichtlicher Fragen auch mathematische Originalartikel kleineren Umfanges und elementaren Inhaltes. Endlich erscheinen auch monatlich seit 1904 die „Mathematisch-naturwissenschaftlichen Blätter. Organ des Verbandes mathematischer und naturwissenschaftlicher Vereine an deutschen Hochschulen“. In ihnen werden außer den Vereinsnachrichten auch mathematische Aufsätze und Rezensionen mathematischer Werke abgedruckt.

Die vorstehend erwähnten deutschen periodischen Zeitschriften mathematischen Inhaltes sind in den 25 Jahren seit 1888 neu entstanden. Die alten großen und kleinen Zeitschriften sind in ihrer charakteristischen Art bestehen geblieben. Nur die „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ hat sich umgewandelt in ein „Organ für angewandte Mathematik,“ das mit dieser ausschließlichen Bestimmung gefehlt hatte und besonders von den Lehrern der Technischen Hochschulen gewünscht wurde. Dafür hat das Archiv der Mathematik und Physik, das seit dem Tode seines langjährigen Schriftleiters R. Hoppe (1900) in den Teubnerschen Verlag übergegangen ist, unter einer neuen rührigen Leitung die Ziele zu vereinigen gesucht, welche Grunert bei der Gründung des Archivs vorschwebten, und die Schlömilch in der von ihm ins Leben gerufenen Zeitschrift für Mathematik und Physik auf andere Weise zum Teil verfolgte.

Geschichte der Mathematik.

Die historisch-literarische Abteilung der Zeitschrift für Mathematik und Physik, in der Moritz Cantor lange Jahre hindurch allein den historisch-mathematischen Studien eine beschränkte Zufluchtsstätte eröffnet hatte, ist in der von G. Eneström mit peinlicher Sorgfalt redigierten Bibliotheca Mathematica als eine würdige Zeitschrift für Geschichte der mathematischen Wissenschaften zum Gebrauch aller Historiker der Mathematik neu erstanden. Ursprünglich als Anhang der Acta Mathematica in Stockholm erschienen, ist die bedeutend erweiterte ausgezeichnete Zeitschrift, von der alljährlich ein Band erscheint, die Zentralstelle für alle Veröffentlichungen aus der Geschichte der Mathematik geworden, wo besonders auch viele kleine Personalnotizen ihren Platz finden.

Das große Lebenswerk von Moritz Cantor „Vorlesungen über Geschichte der Mathematik“ ist mit der Schlußlieferung des dritten Bandes, die 1898 erschien, vollendet worden, und schon drei Jahre später (1901) wurde der dritte Band in zweiter

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/88&oldid=- (Version vom 20.8.2021)