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Sieben Tage nun und sieben Nächte

Ging die Wagefahrt. In tiefe Thäler
Oft hinuntergleitend, wiederum dann
Schroffe Wände gemsenhaft erklimmend,
Lebten Beide vom Ertrag der Jagd nur,

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Oder nährten auch von wilder Frucht sich,

Die sie schüttelten aus den Pinienästen,
Die vom Erdbeerbaum sie durstig pflückten.

Gleich dem Manne, welcher hastig wandelt,
Spät des Nachts, an einem Havendamme,

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Wo, mit Tau’n geknüpft an Marmorpflöcke,

Angebundne Schiffe ruhn, und Jener
Unaufhörlich über die Seile strauchelt:
Also drohte jeder Schritt den Brüdern
Jähen Fall, und über Fels und Baumstumpf

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Ging die Fahrt durch ungebahnte Wildniß.

Aber als der achte Morgen graute,
Als die Jünglinge vom bemoosten Lager
Auf sich richteten, Arm in Arm geschlungen,
Welch ein Schauspiel bot sich dar! Sie sahen

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Angelangt sich auf des Berges Gipfel:

Unter ihnen lag die weite Landschaft
Segenreich und unabsehlich lieblich,
Wo das Maisgefild, die Olivenpflanzung
Grünend wucherte, wo der edle Weinstock

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Um Platanen wob unzählige Ranken;

Doch im Hintergrund ein Sonnenspiegel,
Lag im Morgenlicht das Meer, von Schiffen
Uebersät, von Kähnen übervölkert,
Und im Halbmond, um gekerbte Buchten,

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Dehnte reich sich eine Stadt, es mengten

Am Gestade Masten sich und Thürme.
Assur sprach: O schöne Vorbedeutung
Froher Zukunft! Laß in fliegender Eile,

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)