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Liebe neige dein verklärtes Antlitz!
Wenn von meinem Aug’ in deins ein Funke
Wiederstralt von meiner Glut, empfange

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Dann zum Diener deinen Knecht, und knüpfe

Dein Geschick an meins, des kühnen Tausches
Frucht genießen laß den seligen Fremdling,
Der, berauscht von deinem Zauber, Schwüre,
Ewige Schwüre zum Propheten sendet,

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Den du selbst verehrst und dem er huldigt:

Eide schwör’ ich unverrückter Treue!
Nicht ein Sklave steht vor dir, o Fürstin:
Mein Geschlecht ist edel, mein Erzeuger
Harun Alraschid, Kalif in Bagdad.

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So des Jünglings Rede. Nicht versagte

Diwisade sich dem schönen Freier.
Worte wurden, Liebe ward gewechselt,
Bis der Schlaf die müden Augenlieder
Beiden schloß. − Doch plötzlich fühlt sich Assad

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Aufgeweckt durch einen lichten Schimmer,

Welcher schien um’s ganze Haus zu fließen.
Durch den Glanz geblendet, Angst im Herzen,
Schlägt die Augen auf der Abbasside,
Der Entdeckung schon und Tod vorher sieht.

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Wie ein Erdstoß oft erschreckt die Schläfer,

Der des Lagers feste Pfosten rüttelt,
Während rings Palläste dröhnen, Glocken,
Nicht von Menschenhand geschwungen, läuten:
So betäubte dieser Glanz den Assad.

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Doch emporgerichtet sieht er eine

Hohe Frau, von einer Stralenkrone
Haupt und Nacken göttlich überschimmert.
Diese spricht zu ihm melodische Worte:
Sohn des Harun Alraschid in Bagdad!

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Fürchte nichts, ich bin die Fee Melinda,
Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)