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Sprechend also, ging er längs des Tigris
Nach dem Landhaus, wo den Flügelrappen

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Ließ Amin, wo Heliodora wohnte:

Doch zuvor aus seinem Busen zog er
Eine kleine pergamentene Tafel,
Um zu richten einen Brief an Harun
Alraschid, den mächtigen Sohn Mohadi’s.

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Als er den geschrieben, ruft er einen

Armen Fischer, der am Tigrisufer
Saß, herbei: mit einem blanken Goldstück
Giebt er ihm die pergamentene Tafel:
Willst du, Freund, mir diesen Dienst besorgen?

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So beginnt er, besser als der Geber

Wird belohnen dich des Briefs Empfänger,
Harun Alraschid, der Abbasside.
Aber erst nach zehen Tagen darfst du

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Ueberreichen ihn dem großen Harun:

Lebe wohl indeß und sei gehorsam!

Dankend grüßt und Pünktlichkeit verheißend
Jener Fischer; doch der Mohr begiebt sich
Nach dem Lustschloß, wo mit freudigem Sinn er

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Seines magischen Flügelpferdes wahrnimmt.

Drauf zur Fürstin tritt er kühn, und also,
Tief sich beugend, fängt er an zu reden:
Nicht entgelten laß die schlimme Botschaft
Deinen Sklaven! Vom Kalifen komm’ ich,

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Der entrüstet seinen Sohn zurück hielt,

Ob des nie gehörten Abenteuers
Zürnend ihm. Es ist der Fürst des Glaubens
Stellvertreter eines Weltpropheten,
Ewiges Ebenbild des Bilds der Wahrheit!

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Gastlich öffnet seine Thore Bagdad

Jedem Gläubigen, keinem Christen aber,
Wenn den Irrthum nicht beschämt er abschwört.

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)