Seite:Die Abassiden (Platen).pdf/39

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieses Pferds Besitzer mich, um welches
Alle Könige mich beneiden. Laß mich
Nicht vergebens bitten, holde Griechin!

Wie ein Mann, der plötzlich aus dem Schlafe

90
Durch das Heulen eines Hundes aufwacht,

So erschrak bei jenes Bösewichtes
Schnödem Wort auch plötzlich Heliodora:
Schnell gefaßt jedoch und scheinbar lächelnd
Kehrt sie gegen Jenen sich und stößt ihm

95
Beide Hände vor die Brust. Er taumelt

Klaftertief hinunter, bis ein Felsstück
Ihn zu Staub zerschmettert. Heliodoren
Trägt das Wunderpferd im Fluge weiter;
Doch, wohin sie wenden soll die Zügel,

100
Weiß sie nicht; nach tiefem Schreck erfüllt ihr

Inneres plötzlich allgewaltige Wehmut.
Mehr als je, nach dieser kühnen Handlung,
Fühlt sie sich ein schwaches Weib, verlassen,
Preisgegeben jedem Trug des Schicksals.

105
Aber wenden wir den Blick zurück nun

Nach dem Schiff, auf dem befand sich Assad.
Jenes zog gen Indien, Elfenbein dort
Einzuhandeln. Alle Segel schwollen,
Glücklich schien die Fahrt. In weniger Tage

110
Frist erhob sich ein geringes Eiland,

Grün und flach, vor ihrem Blick. Sie steigen
Dort an’s Land, weil eben Meeresstille
Eingetreten war; sie nehmen alles
Kochgeräth mit sich und schüren Feuer.

115
Aber plötzlich schreckt ein heftiger Erdstoß,

Also schien’s, sie auf, und ihren Irrthum
Sehn sie voll Entsetzen. Was ein Eiland
Allen dünkte, war ein ruhig schlafend

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)