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Dort begieb dich morgen hin, versuche
Dein Geschick und deine Kunst! Erlegst du

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Wirklich Einen, schneide dann die beiden

Vorderzähn’ ihm aus und bringe diese
Mir zurück; und vom Gewinne jeder
Jagd bewahr’ ich dir getreu die Hälfte.

Als zu grau’n begann der nächste Morgen,

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Nahm den Bogen auf die Schulter, schnallte

Sich den Köcher um der Sohn des Harun.

Durch die Haide streift er nach der öden
Riesigen Waldung, halb in Gram verloren,
Wann er dachte seiner Diwisade,

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Halb im Kraftgewühl der Jugend fröhlich,

Freien Schritts auf Gottes Erde wandelnd,
Seinen Lebensunterhalt erwerbend.
Völlig elend ist der thätige Mensch nie,
Und Natur in ihrer wilden Schönheit

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Stärkt die Seele selbst dem leidenvollsten.


Als er dieß im Geist erwägt, da sieht er
Aus dem Dickicht zween Elefanten annahn,
Ihre Rüssel hin und her bewegend,
Und den Boden, daß es dröhnte, stampfend.

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Hinter einem Myrtenbusch verbirgt sich

Unser Jäger, auf des Bogens Rinne
Legt den Pfeil er, zielt und trifft das Unthier:
Dieses stürzt und brüllt, das andere flüchtet.
Als das Leben aus der schwerverletzten

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Körperlast gewichen war, beraubt sie

Ihres Elfenbeins der freudige Jüngling.
Triumphirend kehrt er heim und seinen
Herrn beschenkt er mit der stolzen Beute.

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)