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Zwar das Schiff sie; doch von allen Seiten

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Stecken sie’s in Brand mit ihren Fackeln.

Prasselnd kracht es und die Flamme lodert,
Mast und Segelwerk verzehrend, hoch auf.
Schmerzbewegt erblickt von fern Selmira
Diesen Brand, und fühlt die schönste Hoffnung

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Ihres Herzens auch zur Asche werden.

Aber bald besiegen Groll und Rache
Jedes sanftere Schmerzgefühl der Liebe;
Mächtig gegen ihre Schaar beginnt sie:
Mögen schuldlos am Verschwinden Assurs

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Jene Bösewichter sein, so büßen

Nur mit Recht sie jede frühere Schandthat!
Doch des Menschenopfers blutige Gräuel,
Die der Herr und sein Prophet verabscheut,
Sollen länger nicht bestehn! O meine

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Segler, jetzo gilt’s zu segeln, jetzo

Gilt’s mit Muth zu kämpfen, meine Kämpfer!
Auf! Es folge mir die ganze Flotte
Nach der Magierstadt, um auszurotten
Jenen schnöden Götzendienst auf ewig,

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Um den Wütrich, der mit ehernem Zepter

Dort gebeut, zu stürzen! Auf! Es lebt noch
Abdorrachman’s Tochter Diwisade,
Jenes angemaßten Thrones Erbin:
Wieder soll sie ihn besteigen, dankend

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Mir, der Herrscherin, und euch, den Helden!


So die Fürstin unter lautem Beifall.
Schleunig wendet sich die ganze Flotte,
Wie im Herbst ein Schwalbenzug, gen Mittag.
Diesen Augenblick benützte Behram:

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Aus dem brennenden Schiffe springt in’s Boot er,

Samt den Seinen, die mit kräftigen Rudern
Emsig streben nach der nächsten Küste.

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)