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Wolltet ihr ihn retten, was vermöchtet

Gegen uns ihr Wenigen? Bis zur Stadt ihr
Eure Botschaft brächtet, wären lange
Wir hinweggezogen: Nein! Bereitet
Uns ein Mahl, bereitet uns ein Lager,

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Andere Sorgen überlaßt der Vorsicht!

Spricht’s, und schweigend unterziehn die Fischer
Seinem Wort sich. Drauf, am nächsten Morgen,
Führt die ganze Schaar der Kundigen Einer
Durch’s Gebirg, dem fernen Magierland zu.

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Aber wenden wir den Blick zurück nun

Nach der Not, in der befand sich Assad,
Welcher schwimmend zwischen kantigen Klippen
Schwebte zwischen Tod und Leben. Jeden
Augenblick droht ihm der Fels Zerschmettrung,

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Dessen schneidende, durch die Flut zerfress’ne,

Scharfe Spitzen hindern jede Landung.
Aber, droht der tückische Fels Gefahr ihm,
Mehr Gefahr noch droht das uferlose
Tiefe Bett des Oceans; die Beute

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Doppelter Drangsal, wählt der hoffende Jüngling

Schmerzensvolleren, aber ungewissern
Untergang. So wählt ein wunder Krieger,
Statt des Todes, den Natur herbeiführt,
Oft Verstümmelung durch die Hand des Arztes,

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Die vielleicht ein qualenvolleres Ende,

Doch der Rettung Möglichkeit zugleich beut.
Rings umschwimmt das kleine Felseneiland
Spähend Assad, und zuletzt entdeckt er
Ein Gestrüpp von immergrünen Eichen,

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Dessen wehende Zweige nach der Flut sich

Senkten windbewegt. Mit raschem Sprunge
Faßt er einen starken Ast und schwingt sich
Auf den Fels. Der Insel flachen Gipfel

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)