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Meine Dienste gern dir an. Zur Fürstin
Führe mich, und sei gewiß der Heilung!

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Gnädig neigt sich ihm der greise Sultan,

Dann befiehlt er seinen Sklaven, Zutritt
Ihm zu gönnen bei der edlen Jungfrau.
Aber ehe noch Amin zu ihr eilt,
Sendet erst er einen Brief, erflehend

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Ihr Vertrau’n vor Allem, baldige Rettung

Ihr verheißend und zugleich betheurend,
Bei’m Verrat des tückischen Mohren jedes
Fernen Antheils frei zu sein und schuldlos.
Drauf begleiten ihn zur holden Fürstin

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Jene Sklaven, die sich rasch entfernen.

Welch ein Wiedersehn, o Heliodora,
Ruft er aus, ich wähnte dich zu retten,
Ach, und stürzte tief dich in’s Verderben!
Land und Länder hab’ ich durchgewandert,

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Deinen Aufenthalt umsonst erforschend.

Doch getrost! Mit kluger List gedenk’ ich
Dich zu entreißen dieser Haft und ewig
Bleib’ ich dein und deinem Dienst gewidmet!

Ihm versetzt die schöne Heliodora:

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Wohl erscheinst du mir ein guter Engel,

Sohn des Harun Alraschid, und Keinem
Möcht’ ich williger danken meine Freiheit.
Doch Gefangenschaft und bittere Leiden
Führten manches Bild an mir vorüber,

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Dessen streng Gepräge tiefer Ernst ist.

Dein gedacht’ ich; was ich dachte, laß es
Ohne Hehl mich, ohne Scheu verkünden!
Alles trennt uns! Nicht der Menschen Urtheil
Ist’s allein und nicht die Form des Betens,

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Nein, des Geistes innere, tiefste Hoffnung.

Soll ich auch des Vaterlands erwähnen,

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)