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Kecken Anspruch mit dem Tod zu strafen?
Abgewogen gegen Fürstenehre

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Scheint der größte Diamant ein Sandkorn:

Mehr als Bagdad, mehr als tausend Städte
Gilt der fliegende Rappe; darfst du aber
Diesen Sklaven bis zum Thron erheben,
Aller Schätze holden Schatz, Amine,

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Deine Tochter, einem Neger opfern?

Länger wäre nicht, nach solchem Entschluß,
Harun Alraschid das Bild der Weisheit!
Nur ein Blendwerk ist vielleicht des Mohren
Zauberpferd; ich will es selbst versuchen:

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Trägt es mich, und liefert mir die Probe,

Zahle dann mit Gold und Gut, Kalif, es,
Aber nicht mit deiner Kinder Wohlfahrt.

Sprach’s Amin, und schwang sich auf den Rappen,
Flog empor und schien ein Punkt im Luftmeer;

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Doch vor Harun Alraschid verzweifelnd

Warf der Mohr sich hin und rief: Beherrscher
Aller Gläubigen, aller Völker Sultan!
Ohne Schuld an deines Sohns Verderben,
Wenn’s den Unvorsichtigen trifft, du siehst mich:

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Eh’ zuvor ich ihn belehren konnte,

Allzuplötzlich stieg empor der Jüngling!
Schwingt sich Einer auf des Rosses Rücken,
Fliegt sogleich in alle Höh’n hinauf es;
Doch, um wieder es sanft herabzulenken

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Nach der Erde, dient die kleine Schraube

Unter’m Hals des flücht'gen Wunderpferdes.
Wenn der Prinz sie nicht entdeckt, so fliegt es
Ewig weiter durch den Raum der Sterne,
Bis zuletzt ihn Müdigkeit und Hunger

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Jeder Kraft entledigen, bis zuletzt ihn
Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)