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Dieß gesagt, betritt den großen Saal er,
Dessen Spiegelwände mächtig leuchten.
Dort, auf einem Fußgestell von Marmor,

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Sieht er stehn das ihm geweihte Bildniß,

Dessen Reichthum allen Erdenreichthum
Ueberbieten soll an Wert. In einen
Flor verhüllt war’s: O wie dürftig scheinen
Jetzt die Güter dieser eitlen Welt mir,

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Ruft er aus; so wandelbar’m Metall nach

Durfte geizen meines Sinns Verblendung?
Zürnend reißt den Schleier weg der Jüngling;
Doch, o Himmel! Was erblickt er? Lächelnd
Steht vor ihm in ihrer seligen Unschuld

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Aller Schätze holder Schatz Amine.

Freundlich reicht ihm ihre Hand das Mädchen,
Die er wonnetrunken faßt, von Wahnsinn
Fast ergriffen, zwischen Schmerz und Jubel.

Drauf an’s Tageslicht die Braut geleitend,

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Sinkt in Staub er vor dem klugen Derwisch.

Dieser spricht zu ihm: O Sohn Abdalla’s,
Sei beglückt und kehre heim! Das eine
Wort, vernimm es noch: Der Geisterkönig
Lebt im Mund des Volks allein, die Schätze

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Waren deines Vaters, jener Spiegel

Ist die Schöpfung meiner Kunst; ich wollte
Lehren dich des Lebens beste Güter!

Dankend eilt mit seiner schönen Hälfte
Prinz Alasnam nach dem alten Cairo;

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Aber bald vernimmt er, daß von Bagdad

Seinen Großwesir mit einem Heere
Gegen ihn gesandt der Fürst des Glaubens.
Mehr, als Alles, galt es nun, den Vater
Auszusöhnen. Selbst Aminens Rettung

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August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)