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Hinbegiebt, mit ihm die theuern Lieben;
Denn er wußte, daß um diese Stunde
Jeden Abend, sammt dem greisen Mesrur,

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Harun Alraschid vorüberginge.

Wenige Zeit verstrich, da wandelte wirklich,
Wie gewohnt er war, der Fürst des Glaubens,
Samt dem greisen Freunde längs des Tigris.
Als das schön erleuchtete Haus er wahrnimmt,

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Fragt er, wer ein solches Fest bereite?

Ihm versetzt die Menge: Dieses Fest wird
Vom Kalifen, der in prächtiger Gondel
Eben angelandet ist, gefeiert.

Voll Erstaunen tritt der Sohn Mohadi’s

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Einen Schritt zurück. Sodann beschließt er,

Nach dem Saal emporzusteigen. Eben
Ließ ein üppiger Chor von Sängerinnen
Dieses Lied zur Laute hold ertönen:
Heil der Schönheit, die dem Erdenbürger

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Ganz allein versüßt das flüchtige Dasein!

Alles Andere täuscht das Herz mit eitlen
Leeren Bildern. Ruhm und Gold und Würde
Haben keinen noch beglückt in Wahrheit.
Nur die Schönheit lehrt den Erdenbürger,

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Daß das Glück kein bloßer Wunsch und Traum ist,

Nein, zu fassen ist mit beiden Armen!

So das Lied. Es horchte wohlgefällig
Harun Alraschid, und dann beginnt er:
Holde Mädchen! Wer vermag zu sagen,

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Wo des Hauses gütiger Wirth verweilet?


Spricht’s, und plötzlich zeigt sich ihm Alasnam.
Schaudernd wendet sich der Fürst des Glaubens,
Seine Hand am Schwert. Für Augenblicke

Empfohlene Zitierweise:
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)