Seite:Die Angriffe der Dämonen auf den Einsiedler Antonius 816.png

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nächtliche Begebnisse ab“.[1] Räuber und Tiere scheinen die Formen der nächtlichen Begegnisse und Alpträume zu sein. Die Zähne des Klippenfisches bannen „Dämonen und Scheingebilde“.[2] Ein Zauberpapyrus in London bewahrt ein geheimnisvolles Wort auf, welches „den Leib vor Dämonen, Phantasmata und jeder Art Krankheit und Leiden schützt“.[3] Der Neuplatoniker Makrobius erklärt wohl in Anlehnung an eine ältere Quelle die Entstehung eines Phantasma: „Ein Phantasma ist ein Gesicht, welches zwischen dem wachen Zustand und dem tiefen Schlafe im sog. ersten Dämmerschlaf auftritt, wo einer, der eben eingeschlafen ist, noch wach zu sein glaubt. Ihm scheint es, als ob er Gestalten, die nach Natur, Größe und Aussehen sich voneinander unterschieden, und mannigfache heitere oder stürmische Szenen auf sich eindringen oder vor sich abspielen sehe. Solcher Art ist Ephialtes, der nach allgemeinem Glauben Schläfer überfällt und die unter seiner Last fast Erdrückten plagt.“[4] Neben den Pan stellt der Volksglaube die anderen Walddämonen, Faune oder Silvane, als Urheber nicht bloß schreckhafter wandlungsfähiger Gestalten, sondern auch „verwirrender Stimmen“.[5] So soll auch die Schlacht am Walde Ardea zugunsten der Römer entschieden sein infolge einer gewaltigen „Stimme“, durch welche der Waldgott (Silvanus) den Feinden panischen Schrecken einjagte.[6] Selbst die Stimmen im Leibe des Menschen, das Bauchreden, geht vom Dämon Pytho aus. Plutarch weist allerdings diese Vorstellung als kindisch ab.[7] Dagegen erklärt Origenes, daß manche schon von früher Jugend an dem sog. Dämon Pytho, dem Bauchredner, leiden.[8] Eine besondere Rolle fällt im hellenischen Gedankenkreis den Korybanten, den Begleitern der Kybele, und der Göttin Hekate mit ihrem Gefolge zu. „Der Feldherr wurde, so erzählt Synesius, zur Nachtzeit in Schrecken gesetzt, da Korybanten, wie ich glaube, auf ihn eindrangen, und panische Schrecken erfaßten bei Tage das Heer.“[9] „Eine den Ärzten und Psychologen ganz geläufige Erscheinung war jene nach den dämonischen Begleitern der phrygischen Bergmutter benannte religiös gefärbte Wahnsinnsform des Korybantiasmus, in der ohne äußeren Anlaß der Leidende Gestalten seltsamer Art sah, Flötenklang hörte“[10] usw. Schon Hippokrates kennt die Bedeutung der Hekate im Volksglauben: „Treten in der Nacht Schrecken, Angstanfälle (φόβοι) und Irresein auf, springt man aus dem Bett oder flüchtet ins Freie, so spricht man von Nachstellungen der Hekate und Anfällen der Heroen.“[11] Porphyrius bezeichnet ausdrücklich das Gefolge, „die Hunde“ der Hekate als böse Dämonen.[12]


  1. Cyranides IV 21, 3 ed. de Mély 121, 3 (Tamb. 19).
  2. Cyranides IV 9, 6 ed. de Mély 111, 10 (Tamb. 19).
  3. Pap. Lond. 121 ed. C. Wessely (Denkschr. Wien. XLII, 1893) v. 589 sq. (Tamb. 15).
  4. Zum Somnium Scip. I, 3, 7 vgl. W. H. Roscher, Ephialtes, eine pathologisch-mythol. Abhandlung über die Alpträume und Alpdämonen des klass. Altertums (Adh. d. phil.-hist. Kl. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. XX 2, Leipzig 1900, S. 22).
  5. Vgl. Dionys. Calicarn. Ant. Rom. 5, 16 (B. Teubn. II 163): ἢ φοναὶ δαιμόνιοι ταράττουσι τὰς ἀκοὰς τούτου φασὶν εἶναι τοῦ θεοῦ τὸν ἒργον.
  6. Val. Max. I 8, 5 (B. Teubn. pg. 47).
  7. Plutarch, De defectu oracul. 9 (B. Teubn. Mor. III 81).
  8. Origenes, De princip. III 3, 5 (MSG. XI 318): Alii a prima aetate daemonem, quem Pythonem nominant, id est, ventriloquum passi sunt.
  9. Synesius, De provid. 136 B (Tambornino 23).
  10. E. Rohde, Psyche² II 47.
  11. Hippocrates, De morbo sacro ed. Wilamowitz, Lesebuch I 2 pg. 271.
  12. Eusebius, Praep. ev. 4, 23, 7. 8 (B. Teubn. I 207 sq.).
Empfohlene Zitierweise:
Joseph Stoffels: Die Angriffe der Dämonen auf den Einsiedler Antonius. Ferdiand Schöningh, Paderborn 1910, Seite 816. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Angriffe_der_D%C3%A4monen_auf_den_Einsiedler_Antonius_816.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)