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Kolonie sogar mit begründen helfen. Alter schützt eben vor Thorheit nicht. Auf Flucht, die wir Verrat nennen, steht unerbittlich lebenslänglicher Arrest unter Aufsicht. Denn wir zwingen ja niemand zum Beitritt, freiwillig muß jeder sein Ehrenwort abgeben, bei uns für immer zu bleiben, nichts ist bei uns auf dem Meeresgrunde so heilig als der freie Wille. Hat er aber einmal diesem freien Willen entsagt, so gehört er uns mit Leib und Seele. Ueberdies ist die lebenslängliche Gefängnisstrafe nicht so schlimm, wie es wohl klingen mag, der Verurteilte wird nur in der Seeburg beschäftigt, darf sie nur in Begleitung verlassen und steht außerhalb derselben immer unter Aufsicht. Sonst bekommt er seine Strafe gar nicht zu fühlen. Doch aussteigen, wir sind da! Halt, erst wird die Kugel entleert.“

Richard hatte doch schon sehr viel erfahren. Die Freiheit des Willens wurde also heilig gehalten. Das war sehr wichtig. Jetzt dachte er gar nicht mehr an eine Flucht, wenn sie überhaupt noch möglich gewesen wäre.

Das Wasser floß aus der Kugel, einer nach dem anderen kroch durch das Thürchen, und Richard sah sich in einer großen, wasserfreien Halle stehen, die wahrscheinlich den Hauptbahnhof bildete.

Die Taucher schraubten jetzt die Helme los und entledigten sich ihrer Kostüme – und wieder war Richard starr vor Staunen, das aber gerade von der entgegengesetzten Empfindung als der früheren herrührte.

Als nämlich die Glockenhelme fielen, zeigten sich zwar sehr bleiche und auch ernste, dennoch aber milde, freundliche Gesichter von meist älteren Männern, die gar keine Aehnlichkeit mehr mit den früher gesehenen hatten, die so starr und verzerrt gewesen waren.

An letzterem war einfach das Helmfenster schuld gewesen. Von innen heraus sah man nämlich alles, wie es in Wirklichkeit war. Dahinter aber nahm das Gesicht den seltsamen, leichenhaften Ausdruck an, was Richard zufällig noch nicht

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)