Er wandte sich um, sah, daß Sigi errötete, und fügte leiser hinzu:
„Falls Sie irgendein Anliegen an mich haben, – sprechen Sie ohne Scheu!“
Das junge Mädchen schaute ihn fast entsetzt an …
Haberlein lächelte gütig …
„Ein alter Mann wie ich ist ein guter Beichtvater, gnädiges Fräulein … Und gerade ich habe so viel in meinem Dasein erlebt, daß nichts mir mehr fremd ist … nichts!“
Sigi schlug vor diesen grauen prüfenden Augen den Blick zu Boden …
Der Rentner trat näher auf sie zu …
Flüsterte jetzt:
„Sie wissen, auch ich bin Radiohörer, gnädiges Fräulein …“
Sigis Kopf schnellte hoch …
Ihr Gesicht war blaß…
„Wie – wie – soll ich das verstehen, Herr Haberlein?“
„Nun – so, wie Sie es auffassen müssen, Fräulein Sieglinde … gerade Sie!“
„Mein Gott – – haben … haben Sie’s auch gehört, Herr Haberlein?“ entfuhr es ihr halb gegen ihren Willen …
„Nein … Ich war gestern nacht um ein Viertel eins nicht daheim …“
Walther Kabel: Die Antenne im fünften Stock. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Antenne_im_f%C3%BCnften_Stock.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)