Sein Gesicht verzerrte sich – nur für Sekunden …
Dann blieb nur ein müdes weltschmerzliches Männerantlitz nach diesem erschreckenden Wechsel des Ausdrucks zurück …
Sigi war hart. Sigi bohrte weiter …
„Ihre Antenne ist sehr praktisch, Herr Eriksen …“
Er nickte nur, seufzte unmerklich …
„Ihre Sendeversuche sind jetzt sogar in der Zeitung erwähnt, Herr Eriksen …“
Und – da raffte er sich auf …
„Gnädiges Fräulein, sprechen wir besser von etwas anderem … – Gestatten Sie, daß ich Sie begleite Ich – möchte Sie einiges – fragen …“
Seine Stimme klang ganz anders. Es war das angenehme, aber kräftige Organ eines Mannes, dessen Tatwille mit einem Male alle Bedenken zurückgestellt hatte.
„Bitte,“ sagte Sigi nur …
Dann gingen sie weiter die Blücherstraße hinab … Vorbei an den langen hohen Holzzäunen der Bau- und Kohlenlager … Und mit ihnen wanderten ihre Schatten – immer auf dem Holzzaun entlanggleitend, scharf umrissen in dieser Sonnenhelle …
Eine Weile schwieg der Mann neben Sigi …
Es – wanderten ja auch noch andere Schatten mit ihnen – Schatten, die unsichtbar und doch drohend sich zwischen ihnen hochreckten.
Walther Kabel: Die Antenne im fünften Stock. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Antenne_im_f%C3%BCnften_Stock.pdf/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)