Seite:Die Baukunst - 11. Heft - 14.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


gegründet habe. Sein Bau wird klein und wahr­scheinlich noch in Holz hergestellt gewesen sein.*) Als die neue Gemeinde dann stärker geworden war, hat der heilige Piligrin die Kirche in Stein auf­führen lassen. Ihm ist daher durch das neue Bogenfeld in etwas Unrecht angethan worden. Dasselbe ist übrigens in der am Rhein üblichen Handwerksmässigkeit hergestellt. Von dem Bau Piligrins rühren die Mauern des Langschiffes (Hoch- und

 

meisterhaften Behandlung der Säulenstellungen unter den Halbkuppeln darf man den Dreiconchenbau von St. Aposteln als nach diesem Brande er­richtet betrachten. Die bisherige Ansicht, dass die Chöre von Gross St. Martin jünger als der Chorbau von St. Aposteln seien, hat keinerlei Beweis für sich. Dass der Conchenbau hinwiederum jünger als der des Langschiffes ist, steht hier in St. Aposteln über jeden Zweifel erhaben vor Augen. Die höheren

Fig. 10. Apostelkirche, Seitenansicht. (Nach Boisserée.)

Seitenschiffsmauern) her, wohl auch die des westlichen Querschiffes. Wir begegnen weiter keinen Nachrichten bis 1199, in welchem Jahre nach Gelenius**) die Kirche völlig in Asche verwandelt worden ist (basilica rursus in cineres abiit).

     In Anbetracht der fortgeschrittenen Einzelformen wie der besseren Grundrisslösung und der


*) Gelenius, de magn. Colon. S. 903. Uebrigens hat auch schon vor Heribert eine Apostelkirche daselbst bestanden, in welcher die Leiche des Erzbischofs Bruno 965 bei ihrer Ueberführung aus Frankreich eine Nacht geruht hat.

**) De magnitudine Coloniae. S. 296.

 

Kämpfer und Kapitelle der Chöre sind da, wo sie an das Langschiff anschneiden, über die alten vorhandenen Kapitellgesimse gesetzt worden, ohne dass diese entfernt wurden. Auch die nachträgliche Anfügung der Säulen in den Seitenschiffen und der damit zusammenhängenden Ueberwölbung derselben sowohl mit romanischen, rippenlosen Kreuzgewölben liegt klar zu Tage. Der romanische Baumeister von 1199 hat auch in den Seitenschiffen die höheren Kämpfer des Conchenbaues durchgenommen; sie sitzen über den alten Kämpfergesimsen. Er hat sich genau nach dem Vorgange des Baumeisters von Gross

– 14 –


Empfohlene Zitierweise:
Max Hasak: Die Baukunst, 11. Heft. , 1899, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Baukunst_-_11._Heft_-_14.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)