Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/113

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gleichen Auswanderungsblattes befindet, entstanden. Dieser Mann (er ist der Vater unsers Boten Julius Breternitz und hat selbst sein Pferd zu jener Reise nach St. Paulo geliehen), der durchaus nicht im Stande ist, einen Brief zu schreiben, nicht einmal einen ihm vorgelesenen zu prüfen, der aber einer der wärmsten unter den Aufgeregten war, wollte in den 2 ersten Monaten des Jahres 1857, wo wir dem Hause Vergueiro am stärksten entgegenstanden, durch mich einen Brief schreiben und an denselben Adressaten gelangen lassen, an welchen der nun gekommene gerichtet ist. Er verlangte, daß ich die Sachen schildere, wie ich sie kenne. Ich hätte dieses auch gethan. Allein ich wollte mit dem Schreiben noch warten, bis die Untersuchung vorüber sei, mußte dann aber ganz unerwartet und plötzlich verreisen, so daß ich nicht zum Schreiben dieses Briefes kam. Unter dem 6. Juli 1857 wurde ihm, dem sehr Verschuldeten (er hatte vor der Rechnung wenigstens einige Hundert mehr als 2000 Milreis Schulden) und früher sehr Unzufriedenen, dann ein Brief geschrieben, in welchem es nach Aufzählung mancher Besitzthümer heißt: „Wenn uns der Höchste gesund erhält und wir noch eine oder zwei solcher Ernten (wie 1856) machen, so kommen wir aus den Schulden heraus, und es ist dann unser Wunsch, selbstständig zu werden. Wir sind mit unserm Schicksale zufrieden und bereuen es durchaus nicht, ausgewandert zu sein; wir führen ein kummerloses, glückliches Leben, und zwar glücklicher als in Deutschland. Wir arbeiten, so viel wir wollen, essen uns bei hiesiger Speise, wobei Rind- und Schweinefleisch nicht fehlen (er ist Schlächter), ganz satt und trinken täglich unser Gläschen.“ Ihr lieben Leser, versteht Ihr nun, wie manche schönen Briefe und Berichte entstehen?

Es gibt aber noch andere Ursachen schön lautender Briefe. Wenn die Aussage mehrerer aus dem Turgi, Kt. Aargau, ausgewanderter Leute wahr ist (und ich habe durchaus keinen Grund, den Worten dieser Leute zu mißtrauen), so hat Herr Unterdirektor Heinr. Schmid geradezu erlogene Sachen nach