Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/12

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

St. Paulo in Brasilien dadurch darzustellen suchen, daß ich erzähle, wie der Kolonist unmittelbar nach der Ankunft in Santos behandelt, dann weiter geführt, wie ihm Wohnung, Nahrung, Arbeit u. s. w. zugewiesen wird: kurz ich will gleichsam einen Lebenslauf der Kolonisten geben. Nachher will ich dann zeigen, wie Hilfe gesucht wurde, und was es dieses Hilfesuchens wegen für Auftritte gab. Es ist aber nicht möglich, eine klare Anschauung von der Behandlung der Kolonisten zu bekommen, ohne etwelche Kenntnisse von den Erscheinungen, Verhältnissen, Sitten und Gebräuchen jenes Landes, des Schauplatzes meiner Darstellungen, zu besitzen; denn sie weichen von denjenigen in der Schweiz und in Deutschland sehr ab. Deßhalb ist es nöthig, dieselben in einem vorausgehenden Theile zu beschreiben. Meine Schrift zerfällt demnach in 3 Theile:

00I. Vorläufige, nöthige Erklärungen verschiedener brasilianischer Zustände;

0II. Die Behandlung der Kolonisten in der brasilianischen Provinz St. Paulo, und

III. Die Erhebung der Kolonisten gegen ihre Bedrücker.

Bevor ich aber an die Ausführung dieser 3 Punkte gehe, muß ich nachfolgende wichtige Bemerkungen machen. Vor Allem aus gebe ich die feierliche Versicherung, daß es mir ein heiliger Ernst ist, bei der reinen Wahrheit zu bleiben. Auf der einen Seite möchte ich des Hauptzweckes wegen so viel wie möglich Alles sagen, was Unrechtes gegen die armen Leute begangen wurde, und ich thue dieses selbst auf die Gefahr hin, daß man mich von Brasilien oder vielleicht auch von gewissen europäischen Orten aus der Lüge zeihen werde. Da aber die Nothwendigkeit, mit Hilfe beizuspringen, sich klar genug vor Augen stellen wird, auch ohne zu viel, ja sogar ohne Alles zu sagen, was wahr ist, und ich es wohl bedenke, daß ich einst Angesichts der Herren, deren Thun und Treiben ich zu zeichnen habe, Rechenschaft ablegen muß: so möchte ich