Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/124

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konnte ich an Mehrern zu der Zeit beobachten, als sie noch nicht merkten, wie man sie behandle, als sie noch Hoffnung auf baldige Schuldenfreiheit u. s. w. hatten.

Mit diesem und mit manchen Aeußerungen, die sich in meinem Schriftchen sonst noch hin und wieder finden, habe ich das Leben der Kolonisten, namentlich der unordentlichen, ziemlich einläßlich dargestellt. Es ist zwar auf Ybicaba auch vielfach vorgekommen, daß die Kolonisten gegen das Verbot Kaffee für ihren eigenen Gebrauch aus ihren Kaffeepflanzungen heimnahmen. Ich glaube aber nicht, daß dieses ein Verbrechen sei, und habe für meine Ansicht folgende Gründe: Man hat den Kolonisten vom besten Kaffee und zwar umsonst zu geben versprochen, d. h. man sagte, er werde ihnen zum gleichen Preise berechnet, nach welchem man ihnen denselben bei der Jahresrechnung auch bezahle. Man hat ihnen dann aber oft ganz erbärmlichen Kaffee und zwar meistens viel theurer gegeben, als er ihnen bezahlt wurde. Auf dieses hin haben die meisten Kolonisten von Ybicaba dadurch zu dem ihnen versprochenen Kaffee zu kommen gesucht, daß sie ihn selbst aus ihren Pflanzungen heimnahmen. Sie mußten sich ihn auf diese Weise weder zu einem niedern, noch zu einem hohen Preise anrechnen lassen, erhielten aber natürlich auch keine Bezahlung von Seite des Herrn dafür, oder mit andern Worten, sie hatten, was man ihnen zu geben versprach: – für ihren Hausgebrauch vom besten Kaffee umsonst. Dieses halte ich für kein großes[b 1] Unrecht, um so mehr, da die Kolonisten erst da diesen Umweg einschlugen, als ihnen das gegebene Versprechen nicht gehalten wurde, und als sie dadurch, wie schon gesagt, nur zu dem ihnen Versprochenen gelangten.

Um nicht ungerecht zu sein, muß ich zum Schlusse dieses zweiten Theiles auch noch sagen, daß Herr Direktor Jonas oft diesen oder jenen Kolonisten Geldvorschüsse unverzinslich gemacht und sich auch in anderer Weise hilfreich erwiesen hat. Ich will ihm keine bösen Absichten dieser Dienstwilligkeit unterschieben; wenn nur das viele Gegentheilige nicht vorgekommen wäre, so hätte er sich damit Dank und Ehre


Berichtigungen

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