Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/130

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Gesellschaft Vergueiro ein Viertheil der Seepassage vorgeschossen, meiner Person die Hälfte derselben geschenkt und überdies noch 3 Kajütenplätze des Schiffes für die Meinigen eingeräumt wurden. Herr Dr. F. Schmidt in Hamburg gab mir auch ein, wie man mir sagte, günstiges Empfehlungsschreiben an das Haus Vergueiro in Santos mit; kurz man erwies mir in mehrfacher Hinsicht eine mehr als gewöhnliche Aufmerksamkeit. Meine Instruktion sah man aber in Hamburg und in Brasilien als einen Beweis dafür an, daß die Verfasser und Unterzeichner derselben mit den Verhältnissen des in Frage stehenden Landes, insonderheit mit denjenigen der Kolonieen gar zu unbekannt seien und den veröffentlichten Schilderungen zu wenig Glauben beimessen; man hielt die Instruktion für zu speziell, verschiedene Fragen derselben für unnöthig.

Etwas mehr Aufmerksamkeit, als gewöhnlich zu geschehen pflegt, schenkte man mir auch nach der Ankunft in Ybicaba. Herr Joze Vergueiro, der Chef des Geschäftes, sagte mir selbst, man erwarte von mir, daß ich mich recht gut anlasse, und wenn dies der Fall sei, so könne ich bald eine bevorzugtere Stelle erhalten; denn an solchen habe es in Brasilien Ueberfluß. Aehnlich äußerte sich auch der Herr Administrator Luiz Vergueiro, der mich kaum 1½ Monate nach meiner Ankunft nach Santos schicken wollte, um einen Transport Einwanderer zu empfangen und nach den Kolonieen führen zu helfen, ein Geschäft, das mir per Tag zirka 1½ Milreis (Fr. 4.20 Rp.) rein eingetragen hätte. Herr Luiz Vergueiro machte auch den mir ganz unerwarteten Antrag, daß ich beim Herrn Direktor Jonas die Landessprache, ebenso durch meine Aushilfe bei seiner Arbeit die Geschäftsführung eines Direktors erlernen solle, um bald für eine gute Stelle befähigt zu werden. Die Direktion gab sich auch mehr als gewöhnliche Mühe, mir dasjenige Haus zu verschaffen, in welches ich nach den ersten Wochen meines Aufenthaltes auf der Kolonie einzog, und welches zu den besten gehört, und bald arbeitete sie daran, daß ich, wie schon mitgetheilt, als Lehrer gewählt