Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/139

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu versündigen und viele Arme in eine noch viel bedauerlichere Lage, als wie sie in Europa sind, zu verführen[1], wollte ich selbst mein Leben in die Schanze setzen; das war mein fester Entschluß. Uebrigens hatte ich das gute Zutrauen zu Gott, daß er mich behüten und mich und die Meinen aus der schweren Lage erlösen werde. Mein ernstlichstes Vorhaben war damals, die Kolonisationsverhältnisse aufzudecken, damit es zum wenigsten nicht noch mehr Unglücksgefährten gebe, als ihrer schon waren. Die Möglichkeit, dieses von der Kolonie aus zu Stande zu bringen, konnte ich mir aber nicht denken, und darum bat ich zunächst nur für mich um Hilfe; einmal in Sicherheit gebracht, wollte ich dann auch für Andere das Meinige thun. In dieser Absicht schloß ich die nach Graubünden gerichteten Briefe offen in ein Schreiben an ein schweizerisches Handlungshaus in Rio de Janeiro ein und bat dieses um Weiterbeförderung, um Hilfe und um völlige Verschweiung meiner Mittheilungen. Wie ich aber diesen ziemlich großen Briefpack nach Rio bringe, wußte ich lange nicht. Endlich bot sich der Anlaß dar, daß ich ihn durch Freunde nach einer eine bedeutende Strecke auf der Seite liegenden Handelsstadt schicken konnte, von welcher aus er, da er an ein Handelshaus adressirt war, ohne Verdacht als Handelsbrief passiren konnte. Von Graubünden aus erhielt ich keine Antwort; allein die Regierung dieses Kantons that auf den Antrag der Mitglieder der prätigauischen Kommission derartige Schritte, die weit mehr fruchteten, als ein Brief hätte fruchten können: sie setzte sich mit der Regierung des Kantons Zürich in Verbindung, und dies hatte die Wirkung, dass Herr Dr. Heußer den Auftrag zur Untersuchung der Kolonieen erhielt, eine Wirkung, die mir die willkommenste war und wohl nicht erfolgt wäre, wenn das oben mitgetheilte Schicksal meines Berichtes nicht


  1. Wahrscheinlich wäre mein Bericht nicht nur in den prätigauischen Gemeinden als ein offizieller angeschaut, sondern auch in öffentlichen Blättern als ein solcher bekannt gemacht worden.