Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/143

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Ausdrücken zu überzeugen, und sein Rath war der, daß ich nicht nach jener andern Kolonie als Lehrer gehe, sondern möglichst schnell in Ybicaba die Schule eröffne, daneben die Funktionen eines Pfarrers, überhaupt dasjenige Amt übernehme, das ich dann, wie oben mitgetheilt, eine Zeit lang bekleidete. Er fügte noch bei, daß er mir, wenn ich je einmal von Ybicaba weggehe, ein solches Zeugniß ausstellen werde, das mir dann überall, wo ich hinkomme, zur Ehre gereiche. Mit eben so schmeichelhaften Worten empfahl er mich den 7. September der Schulkommission[1], welche an diesem Tage mit mir die nöthigen Vorberathungen traf, ebenso eine Woche später der versammelten Menge der deutschredenden Kolonisten, die die Anträge der Schulkommission zu genehmigen und somit mir ein ziemlich schweres Amt zu übergeben hatte.

Solche Achtung bewies man mir bis gegen Ende des Jahres 1856, wo dann die Erhebung der Kolonisten in die Oeffentlichkeit trat. Diese Achtungsbezeugungen konnten mich aber nicht sehr freuen; die Absicht, die in einem Briefe des Herrn Unterdirektor H. Schmid (siehe im Kolonisten Jahrg. 1857 Nr. 16) deutlich genug ausgesprochen ist, daß ich mich nämlich nun zufrieden geben werde, zeigte sich zu klar, und je mehr ich dies wahrnahm, desto mehr war es mein Bestreben, die Verhältnisse der Kolonieen aufzudecken und einen Weg nach einem Orte zu suchen, an welchem allmälig in edlerer Absicht Pfarrer und Schullehrer angestellt und wo ein besseres Kirchen- und Schulwesen eingerichtet werden könnte, als in den dortigen Halbpachtskolonieen, und wo es den Leuten nicht so gar schwer werden müßte, eine Besoldung zusammen zu schießen, wie in Ybicaba. Dort hat man zu diesem Zwecke den Kolonisten eine Art Vermögenssteuer aufgelegt und so 327 Milreis zusammengebracht, welche Summe


  1. Wie schon einmal bemerkt, hat man früher etwa zwei Male angefangen, Schule zu halten. Bei einem derartigen Versuche wurde eine Schulkommission, bestehend aus 4 Männern, ernannt, die das Gleiche war, was ein Schulrath.