Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/15

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in welcher es oft lange so entsetzlich regnet, wie man es hier kaum bei Wolkenbrüchen sehen kann. Da fangen die vorher fast oder ganz versiegten Quellen wieder reichlich zu fließen an; die Straßen und fast leer gewordenen Flußbetten füllen sich mit Strömen von Wasser, und die Erde erhält auf’s Neue die ungeheure Triebkraft, von der in Europa vielleicht nur in Treibhäusern Beispiele gefunden werden können. Stärker als selbst in den schweizerischen Alpenthälern knallen und rollen dort auch oft die Donnerschläge, die sich besonders zu dieser Zeit, zuweilen aber auch in jedem Monat des Jahres hören zu lassen pflegen. Davon, daß Blitze in Häuser einschlagen und dieselben zerstört hätten, hörte ich keine Beispiele. Die gewöhnlich in der Nähe von den Wohnungen stehenden hohen Bäume haben sich bisher als gute Blitzableiter erwiesen und die Aufrichtung von künstlichen Ableitern unnöthig gemacht. So lange ich in Brasilien war, habe ich nur einen einzigen wirklichen Blitzableiter gesehen, nämlich in Rio de Janeiro. Wenn aber einmal diese Bäume, die in der Folge der frühen Waldausrodung (Waldbrände) jetzt schon meistens dürr sind, am Boden liegen, dann halte ich die dortigen Wohnungen vor derartigen Gefahren nicht überall mehr für sicher. Von ganz oder halbtodt geschlagenen Negern, die während der Gewitter im Freien waren, sind mir einige Beispiele erzählt worden.

Was die Hitze eines dortigen Sommers anbetrifft, so ist dieselbe nach meinen in Ybicaba angestellten Beobachtungen bei schönem Wetter nach dem 80theiligen Thermometer am Morgen gewöhnlich auf 15–16°, Mittags (Nachmittag ½3 oder 3 Uhr) auf 24–27°, an der Sonne auf 40–43° und Abends auf 21–23°, bei Regentagen aber Mittags bloß auf 17–20° gestiegen. Das ist freilich eine Hitze, die hier zu Land auch vorkommen kann; die Sonnenstrahlen haben dort aber doch eine ganz andere Wirkung, als wie hier. Ohne sich der Gefahr, vom Sonnenstich oder einer andern schlimmen Krankheit ergriffen zu werden, gar sehr auszusetzen, darf man sich dort nicht mit entblößtem Haupte an der Sonne aufhalten;