Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/203

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Wie aber kann geholfen werden? Als Derjenige, der mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kolonisten, wie sie sich wenigstens bis im März 1857 zeigten, am bekanntesten sein muß, erlaube ich mir, auf diese Frage einige unmaßgebliche Antworten und Vorschläge zu geben.

Auf jeden Fall sollten die Kolonisten aus allen ihren Verhältnissen mit ihren bisherigen Herren, den Pflanzern oder den Eigenthümern der Kolonieen, herausgerissen, frei gemacht werden. Wie diese Herren mit ihren Halbpächtern bis jetzt handelten, ist bekannt, und wie sie späterhin mit ihnen handeln würden, laßt sich voraussehen, wenn man nicht außer Acht läßt, daß sie von frühester Jugend auf an die Behandlung von Sklaven gewohnt sind und gar nicht gelernt haben, einem freien Arbeiter sein ihm gebührendes Recht zu Theil werden zu lassen. In ihren Augen hat der europäische Kolonist nur deßhalb einen größern Werth, als der schwarze Afrikaner, weil ihnen die Arbeit des Europäers mehr einbringt, als die des Afrikaners, und weil sie jene zudem noch viel wohlfeiler bekommen, als diese.[1] In ihrem dummen Stolze schauen sie auch eben so verächtlich auf den europäischen Kolonisten herab, wie auf den schwarzen Sklaven, weßhalb es ihnen auch so unbegreiflich vorgekommen ist, daß wir Kolonisten uns aufgemacht und eine Untersuchung hervorgerufen

haben. Für meine Befürchtung, daß die Herren


    schwer fällt, für mich Hilfe suchen zu müssen. Doch wünsche ich noch jetzt nicht mich dieses Hilfesuchens dadurch überhoben zu haben, daß ich die mir aufgetragene (s. Seite 177), „glänzende, ganz sichere Existenz für mich und meine Nachkommen in Amerika oder in Europa“ angenommen, damit aber die armen Kolonisten verlassen und in noch größeres Elend verkauft hätte. Ich bin auch überzeugt, daß die Tit. Hohen Regierungen und die betreffenden Nationen mir viel lieber ein solches Hilfesuchen zu gute halten werden, als wenn ich dasselbe durch jenes schmähliche Vorgehen unnöthig gemacht hätte; ich hoffe deßhalb auch, daß man mir eine derartige Nachhilfe, sowie Beiträge an die Druckkosten dieses Schriftchens gerne gönnen und zukommen lassen werde.

  1. Es braucht eine sehr große europäische Familie, deren Reisegeld auf die Summe von 4200–5600 Franken steigt, und so viel kostet jetzt ein einzelner schwarzer Sklave, wenn er gesund, kräftig und noch jung ist.