Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/218

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dadurch, ohne daß sie es wollten, zu der festen Ueberzeugung gebracht, daß auch in Nordamerika gar Vieles von dem, was glänzt, nicht einmal Silber, geschweige denn Gold ist; daß auch dort die Ausdrücke „gut“, „schön“, „angenehm“ etc. gar oft zur Bezeichnung solcher Zustände gebraucht werden, welche man hier mit „schlecht“, „häßlich“, „unangenehm“ etc. zu bezeichnen pflegt. Z. B. unter gutem Brot, schönem Haus u. s. w. versteht man dort gar oft solche Sachen, vor denen man hier schaudern würde. Bei dem vielen und großen Lande, bei den vielen Kühen, Hühnern, Schweinen etc., bei den großen Vorräthen an Lebensmitteln und auch selbst an baarem Gelde hat man dort gewiß gar oft, wenn man Alles ins Auge faßt, kaum ein so angenehmes Leben, als es hier im gewohnten Lande ein armer Tagelöhner hat. Man muß dort meistens viel strenger arbeiten, als in Europa, wenn man bestehen will, und im besten Falle zum Mindesten gar viel Angenehmes, Gewohntes, das einem so zu sagen zur Natur geworden ist, von welchem man hier oft gar nicht einmal weiß, daß man es besitzt, missen und dagegen viel Saures, Fremdes und, wie man meint, ganz Widernatürliches sich gefallen lassen. So groß die Entfernung jener Länder von den hiesigen ist, so verschieden sind auch jene Verhältnisse, Sitten und Gebräuche von den hiesigen. Denket, meine lieben Auswanderungslustigen, die ihr noch immer nicht glaubet, daß ihr euch in euern Erwartungen und Hoffnungen von jenen Ländern, namentlich von Nordamerika, trügen könnet, an die vielen und großen Hindernisse, die euerm Glücke von einer großen Partei systematischer und vorsätzlicher Gegner der nordamerikanischen Einwanderung in den Weg gelegt werden; denket an die erbärmlichen sozialen Zustände, in welche die Zeitungen oft durch Mittheilung von entstandenen Räuberbanden, von ungestraft verübten Betrügereien, Diebstählen, selbst in Eisenbahnwagen und in großen Versammlungen vorgefallenen Duellgeschichten u. s. w. einen Blick eröffnen, und glaubet nicht, daß ihr dort bei dem Richter so gut Schutz und Hilfe findet, wie es hier meistens der Fall