Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/24

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Als Eigenthum besitzen aber die Kolonisten meistens nur Bananen. Feigen ausgenommen, lassen sich keine von diesen Früchten dörren; ebenso kann man auch keinen Most aus denselben gewinnen. Trauben gedeihen auch nicht recht; es fehlt deßhalb am Wein, ausgenommen an solchem, der aus fremden Ländern geholt und meistens sehr verfälscht wird.

Manches von dem, was man hier nicht entbehren zu können glaubt, mangelt also jenem Lande. Was ihm aber an Derartigem abgeht, das wird ihm durch Anderes reichlich ersetzt. Außer den schon genannten Früchten müssen folgende Produkte noch besonders genannt werden: Kaffee, Zucker, Taback, Baumwolle, Seide, Indigo und Thee, alles Artikel, die sehr rentabel wären, wenn der Eingewanderte sich frei damit befassen könnte, und wenn dem Arbeiter der Ertrag seiner Arbeit zu gute käme. Ueber alle diese Produkte etwas Weiteres zu sagen, würde theils zu weit führen, theils fehlen mir auch die genannten Kenntnisse davon. Ueber die Kaffeepflanzung hingegen muß noch etwas Näheres mitgetheilt werden.

Um einen Kaffeeberg anzulegen, sind außer dem geeigneten, wie man dort sagt, urbarisirten Lande noch Setzlinge nöthig, die in einem etwas verdünnten Walde aus reifen Kaffebohnen gezogen und, nachdem sie eine ordentliche Größe erreicht haben, ausgezogen und etwa einen Fuß über der Wurzel abgeschnitten werden. Soll die Anlage schön werden, so sind die so zugerüsteten Bäume in geraden Reihen und in Zwischenräumen von mindestens 12 Fuß zu versetzen. Bei guter Behandlung solcher Kaffeebäume, die im fleißigen Abhacken des zwischen den Bäumen aufwachsenden Gesträuches und Grases und im Hinzuziehen desselben auf die Wurzel der Bäume besteht, können sie mit dem 4ten Jahre anfangen, Frucht zu tragen. Am ertragreichsten sind sie vom 6ten oder 8ten bis zum 12ten oder 15ten Jahre, in welchem Alter sie eine Höhe von höchstens 12 Fuß erreichen. Von dem bezeichneten Jahre an nimmt ihre Fruchtbarkeit ab. Doch auch in ihrer besten Zeit tragen sie nur je das zweite Jahr recht gut, und