Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/27

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ist, als auf den Kolonieen, von denen ich spreche, soll derselbe gleichzeitig reif werden, so daß man rasch fortpflücken (Ast für Ast abstreifen) könne, und eine Person im Stande sei, 10 Alqueiren zum Tag zu pflücken. Hier (auf den fraglichen Kolonieen) finden sich zuweilen Blüthen, grüne, rothe und schwarze Bohnen an einem Aste, so daß man gar oft den reifen Kaffee aus dem unreifen auslesen und immerhin die ganze Ernte unter 2–3 Malen vollenden muß, wobei man denn in der Regel auch sehr zufrieden sein muß, wenn man zum Tag 3–4 Alqueiren zu sammeln vermag. Es wird hier auch vom Neger kein größeres Quantum verlangt, während man bei Rio die 10 Alqueiren fordert.

Um noch mehr vom Pflücken zu sagen, so hat man dazu außer fleißigen, gewandten Händen und Fingern noch folgende Gegenstände nöthig: Kaffeetücher (grobe Tücher von ungefähr 4½ Ellen Länge und 3¼ Breite), Kaffeesiebe, Körbe, die 1–1½ Alqueiren halten, und Stören (Rohrgeflechte in der Größe von 40–60□′). Die Kaffeetücher werden unter die Kaffeebäume gelegt, damit sie den abgelösten Kaffee auffangen. Von den Tüchern wird der Kaffee auf die Siebe genommen und mit denselben von Laub und leichtem Gehölz befreit. Auf andern Tüchern wird der Kaffee dann erlesen, d. h. unreife Bohnen, die sich unter die reifen gemengt haben, auch allfällige Erdknollen oder Steine[1] müssen daraus geworfen werden. Von diesen Tüchern kommt der Kaffee in die Körbe und in diesen wird er auf die Stören getragen, welche schon an einem Fahrwege auf einem möglichst ebenen Platze ausgebreitet liegen müssen. Die bisherigen Arbeiten hat der Kolonist allein zu machen. Bei dem Messen und Laden des Kaffee’s, das wöchentlich 1–2 mal, zuweilen aber auch nicht allwöchentlich erfolgt, hilft


  1. Wenn durch starken Regen und Wind vor dem Pflücken viel Kaffee von den Bäumen geschlagen wurde, so legt man dann keine Tücher mehr unter dieselben, sondern pflückt Alles an den Boden. Beim Zusammennehmen mengen sich dann natürlich Steine und Erdknollen unter den Kaffee. Das Herauswischen unter den Bäumen ist überall nöthig; denn mehr oder weniger Kaffee liegt immer schon am Boden.