Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/30

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nahe an den Hauptstraßen wild wachsende Gesträuche und Gebüsche.

Daß man an diesen Straßen keine Wirths- und Gasthäuser antrifft, wie man sie in Europa hat, wird sich Jeder zum Voraus denken. In den größern Städten zwar kann der Reisende ein ordentliches Logis, doch aber lange nicht die Bequemlichkeit finden, welche hier zu Land fast jedes Landwirtshaus bietet. Solche Städte sind aber nur sehr wenige, auf der mindestens 50 Stunden langen Strecke von Santos bis Ybicaba z. B. nur 3, Santos mitgezählt. Außerhalb dieser Städte trifft man auf der genannten Strecke nur etwa 5 oder 6 ein wenig besser eingerichtete Venden (Wirthshäuser) an; die übrigen Venden, die sich überdies oft nur alle 2 Stunden einstellen, sind durchgängig erbärmliche Baracken, in denen die Wanderer nur dann etwas Warmes zu essen bekommen können, wenn sie zur Essenszeit der Wirthsleute eintreffen, und wenn ihrer nicht viele sind. Diesen letzten Fall vorausgesetzt ist es in einer solchen Vende auch möglich, in einer eigenen Abtheilung derselben (Quart genannt) entweder auf der bloßen Erde, oder auf bloßen Brettern, im besten Falle auf einer Strohmatte zu liegen. Größere Gesellschaften müssen ihre Speisen mit sich führen und außerhalb dieser Venden vorlieb nehmen. Für solche Karavanen befindet sich neben der Vende ein sogenanntes Rancho, d. i. ein meistens bloß auf Säulen ruhendes Dach; einige wenige trifft man auch, die dicke Erdwände haben, so daß sie gegen Wind und Regen Schutz bieten, soferne die Dächer gut sind. Ein hölzerner Fußboden oder sonst Etwas zur Bequemlichkeit wird aber auch da vergebens gesucht. In diesen Ranchos stellen die Truppiers bei Beendigung eines Tagmarsches ihre Kaufmannswaaren und die Sättel der Thiere hin (Alles wird von den Thieren getragen) und kochen, essen und schlafen da[s 1] neben denselben. Die Thiere werden auf den Pasto (Weideplatz) getrieben, der sich gewöhnlich dabei befindet. Diese Truppiers befördern in Brasilien allen Transit, soweit dies nicht über Wasser geschehen kann. Ein Truppier leitet und


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  1. Vorlage: „da“ mit gedrehtem „d“