Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/55

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nach Beendigung eines solchen Tagmarsches bei einem der schon beschriebenen Ranchos angekommen, so muß der für so viele und allerlei Leute meistens zu kleine Raum bestmöglich vertheilt, es muß Holz und Wasser zum Kochen herbeigeschafft und irgend eine Vorrichtung getroffen werden, den Kochkessel daran hängen zu können, welchen jede Familie eigen haben, gewöhnlich aber durch Herrn Vergueiro sich verschaffen und anrechnen lassen muß; ferners müssen die Kisten mit den Koch- und Eßgeräten und mit den Bettdecken aus dem vielen Gepäck herausgesucht und hergetragen, auch, wenn man nicht auf bloßer und oft sehr unebener, höckerichter Erde liegen (schlafen darf man fast nicht sagen) will, Gras oder Gesträuche als Unterlage hergeschleppt werden; endlich müssen die von den Führern ausgetheilten Lebensmittel[1] in Empfang genommen, es muß gekocht, gegessen und zuletzt die Lagerstätte in Beschlag genommen werden. Am Morgen ist natürlich nach dem Kochen und Essen auch noch Manches zu thun, bevor der Aufbruch stattfindet. Denkt man sich zu diesem[b 1] Allem noch Folgendes hinzu: die große Tageshitze oder der fürchterliche Regen und der stellenweise mehr als knietiefe Koth, falls es Sommers- oder Regenzeit ist, oder, falls man zur Winterszeit reist, die auf einen heißen Tag folgende empfindliche Nachtkälte, gegen die man sich nicht schützen kann; denkt man sich ferners die große Müdigkeit und Kränklichkeit, die bei den Meisten als Folgen des vielen Vorausgegangenen und so eben Beschriebenen eintreten: so wird man glauben, daß man mehr als genug hat, wenn man zum Tag 3–5 Stunden zurücklegen soll; so wird man auch mit mir glauben, daß den armen Pilgern, die man nach meiner innigsten Ueberzeugung nicht um ihres Glückes willen nach Brasilien hat kommen lassen, sondern damit sie ihren Empfängern große Schätze zusammen tragen, eine ordentliche


  1. Bei uns bestanden diese Lebensmittel in frisch geschlachtetem Rindfleisch, Reis, Bohnen, Kaffee, Zucker, Salz, Speck und, so lange noch vorhanden war, in Schiffszwieback. Bei andern Transporten soll es der Fall gewesen sein, daß fast kein Fleisch verabreicht worden sei.

Berichtigungen

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