Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/78

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ist also 120 Milreis oder Fr. 336. – Wie weit kömmt man mit einem solchen Verdienste, wenn man eine große Schuld (die Durchschnittsschuld dieser 62 Familien war bei der Rechnung 1856 ungefähr 830 Milreis oder Fr. 2324. –) zu 6 Prozent verzinsen, Hauszins bezahlen, so theure Lebensmittel, die man bei weitem nicht alle selbst pflanzen kann, genießen und so theure Kleider und Werkzeuge sich verschaffen muß? Wie steht es erst mit den am meisten verschuldeten Familien, wenn man die besserstehenden, welche durch irgend welche Umstände fast oder gar schuldenfrei geworden sind und natürlich die Schulden der andern nicht theilen wollen, von diesen ausscheidet? wie auch mit denen, welche die schlechtern Pflanzungen inne haben, wenn man sie allein ins Auge faßt?

Wie es in Ybicaba mit dem Verdienst des Kolonisten aussieht, haben wir gesehen. Auf etwa 3 andern Kolonieen mag es in diesem Punkte ein wenig besser stehen, auf allen andern aber, so viel mir bekannt wurde, schlimmer, besonders da, wo die Kolonisten fast buchstäblich nur die ganz kleinen Bäumchen groß ziehen müssen, wo sich ihr Verdienst in dem guten Jahre 1856, ohne das folgende schlechte Jahr in Berücksichtigung zu ziehen, im Durchschnitt auf höchstens Fr. 154. belaufen hat. Bei diesem Verdienste fällt auf diese Leute ein durchschnittlicher Zins von beinahe Fr. 200. –, ohne Hauszins und alles Andere. Auf einer andern Kolonie ist auch der Fall vorhanden, daß die Kolonisten kaum ein Fünftel soviel Bäume erhielten, als sie bearbeiten könnten.

Nachdem wir den Kaffee und den daraus folgenden Verdienst in Ybicaba und anderwärts kennen gelernt haben, dürfen wir wohl folgende 2 Fragen stellen: 1) Wie steht es mit Art. 4, litt. 3 des Kontrakts, worin sich die Gesellschaft Vergueiro verpflichtet, jedem Familienvater diejenige Zahl Kaffeebäume (hier versteht man darunter tragbare, nicht ganz kleine, halbdürre Bäume oder, wie es auch Fälle gibt, Steine anstatt der Bäume) zu übertragen, welche er bebauen, pflücken und pflegen kann? 2) Konnte die Gesellschaft Vergueiro je im Ernst daran denken, aus dem