Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/79

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halben Ertrage des dem Kolonisten zufallenden Erntetheiles in Zeit von 5 Jahren seine Schulden abzuzahlen, wie es nach dem 2ten und 3ten Nachtragsartikel[1] geschehen sollte, oder mußte sie Anderes im Plane haben?

Eine noch viel wichtigere Frage ist aber, um in Betreff des Verdienstes auf das Hauptsächlichste zu kommen, folgende: Wie wird der 6te Artikel des Halbpachtkontrakts gehalten, der also lautet: „Nach geschehenem Verkaufe durch die Gesellschaft Vergueiro gehört ihr die eine Hälfte des reinen Ertrages und die andere Hälfte den Kolonisten“? Der Hälfteertrag des Kaffees würde natürlich ganz sicher ermittelt, wenn man die Zahl der von allen Kolonisten gepflückten Alqueiren in den reinen Erlös alles verkauften Kaffees dividirte und dann die Hälfte des so erlangten Preises mit der Zahl der von den einzelnen Kolonisten gelieferten Alqueiren multiplizirte. Bei diesem einfachen und gerechten Verfahren würde es dem Herrn und dem Kolonisten zu gleichem Vortheile gereichen, wenn der Kaffee gut wäre, und wenn wenig davon verloren ginge; eben so hätten sie auch allfällige Verluste gleichmäßig zu theilen. Diesen einfachen und rechtlichen Weg wollen die Herren Fazendeiros aber nicht einschlagen, sondern sie verlangen, daß die Kolonisten ihnen 3 Alqueiren für jede Arroba, deren Hälfteertrag sie jenen, den Kolonisten, zahlen, liefern müssen, oder mit andern Worten, sie verlangen, daß die Kolonisten sich begnügen sollen, wenn sie für jeden Alqueiro die Hälfte von dem dritten Theil des Werthes einer Arroba erhalten. Damit wird aber der oben angeführte Art. 6 völlig vernichtet; denn 3 Alqueiren Kaffee in der Hülle geben, wie wir nun sehen wollen, viel mehr als 1 Arroba (32 Pfd.) Gewicht. Ich selber habe einmal 1 Quart (¼ Alq.) dürren Kaffee, der also einen kleinen Raum einnahm und deßhalb am meisten Gewicht gab, gehörig präparirt und die reinen


  1. Diese 2 Artikel sind, abgesehen von allen marktschreierischen Anpreisungen des dem Kolonisten harrenden Glückes, recht geeignet, die Leute in ihrer Heimath zu verblenden und sie glauben zu machen, daß sie, um glücklich zu werden, nur nach jenen Kolonieen wandern müssen.