Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/85

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Da die Direktion sah, daß wir, ausgenommen diejenige Familie, welche den Rest hatte, an dem so eben erhaltenen viel zu wenig Land haben: so sorgte sie dafür, daß uns ein zweites Stück zu Theil wurde. Dazu bestimmte man eine Strecke, welche vor ein paar Jahren niedergeschlagen und gebrannt, unterdessen aber nicht benützt worden und nun wieder mit ziemlich großem Gehölz ganz dicht bewachsen war. Hier befand sich noch kein Kaffee, und es durfte deßhalb abgephoßt und gebrannt werden. Bei der Zutheilung handelte man hier nach derselben Regel, wie das erste Mal. Das mir hier gewordene Stück maß ich einmal mit einer Schnur möglichst genau und fand 45991 ☐′. Die Lage des Stückes und andere der Direktion nicht zur Last fallende Umstände brachten es aber mit sich, daß dieses mein Loos etwas kleiner war, als die meisten andern. Mein erstes Loos mochte ungefähr 4 mal den dritten Theil dieses zweiten, mithin zirka 61320 ☐′ enthalten haben, so daß sich mein sämmtliches Pflanzland auf etwa 107311 ☐′ oder nicht völlig 27/10 Juchart belief. Reis erhielt ich nicht völlig 6 Alqueiren, Mais ungefähr 20–30 Alqueiren. Das war nebst einem großen Sack voll Cara die ganze Ernte, welche ich aus dem mir angewiesenen Pflanzlande zog, eine Ernte, welche in Brasilien für eine viel kleinere Familie, als wie die meinige war, bei aller Sparsamkeit kaum ausreicht. Es muß zwar bemerkt werden, daß das Jahr 1855/56 eher ein Fehljahr war. Der Reis sollte während seiner Blüthe dunkles, feuchtes Wetter haben, anstatt dessen war damals aber heißer Sonnenschein, und ein Theil des Maises wurde ziemlich früh durch Sturm und Regen umgeworfen, so daß er leicht blieb. Doch auch bei guten Jahren läßt sich dem brasilianischen Boden bei seiner ganz oberflächlichen, schlechten Bearbeitung trotz seiner großen Triebkraft nicht so viel abgewinnen, als man hier zu Land aus einem gleich großen Raume zieht. Was man hier durch Anwendung von allerlei Mitteln, durch eine tüchtige Kultur, zu erlangen sich bemüht, das sucht man dort in der Größe der Pflanzfelder zu erreichen. Eine