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Melisse.

– Das frische Kraut der gemeinen Melisse, welche auch Gartenmelisse, Citronenmelisse etc. (Melissa officinalis, L.) genannt wird, in der südlichen Schweiz und Italien auf Bergen wild wächst, in unsern Gärten ohne alle Pflege sehr gut fortkommt, in der Wurzel auch den strengsten Winter nicht erfriert und sich durch Wurzelsprossen ziemlich stark vermehrt, hat einen lieblichen, sehr sanften süßlichen Citronengeruch, der nach dem Trocknen etwas schärfer wird. Dieser Geruch teilt sich auch dem wässerigen Aufgusse mit, der einen angenehmen Geschmack hat. Aus diesem Grunde pflegt man die getrockneten Melissenblätter statt des chinesischen Thees und als Punschingredienz zu gebrauchen. Zu diesem, und überhaupt zu jedem Gebrauche, muß man das Kraut vor der Blüte, die sich im Julius und August zeigt, einsammeln, weil hernach der Geruch so mild und angenehm nicht mehr ist. Gleich nach der Einsammlung muß man dann das Kraut, unter öfterem Umwenden, an einem schattigen Orte trocknen und, damit es keinen luftigen Geschmack annehme, währenddessen mit Makulatur- oder Löschpapier bedecken.

Will man aber diesem Surrogate ganz das Aussehen des chinesischen Thees geben, so nimmt man zu demselben nicht das ganze Kraut, sondern bloß die Blätter, breitet sie in einer dünnen Lage auf einem mäßig heißen Eisenbleche oder einer Ofenplatte aus, damit sie rösten oder schwitzen, und wenn sie warm oder weich geworden sind, rollt man sie mit den Fingern in der flachen Hand und läßt sie nach diesem vollends trocknen.

Die gesammelten Vorräte muß man in Gefäßen (in Gläsern oder Schachteln), worin sie vor der äußern Luft und besonders gegen alle Feuchtigkeit gesichert sind, aufbewahren.

Melonen

nennt man bekanntlich die an Form, Größe und Farbe, auch sonst noch im Geschmacke und der übrigen Beschaffenheit des Fleisches sehr verschieden vorkommenden, eßbaren Früchte der Melonenpflanze (Cucumis melo, L.), welche zum Geschlecht der Gurken gehört, die wärmern Gegenden Asiens zum Vaterlande hat, aber auch im südlichen

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/40&oldid=- (Version vom 14.9.2022)