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nicht allein reif und unreif, sondern auch in Schalen zum Handel.

Die reifen Pomeranzen sind mit einer dicken, drüsigen, runzeligen, fast höckerigen, von außen im frischen Zustande feurig rotgelben, getrocknet dunkel- oder braungelben, inwendig weißen und schwammigen Schale bedeckt und enthalten ein gelbliches mit einem säuerlich-bittern Safte durchdrungenes Fleisch, worin in mehreren Scheidewänden die eirunden, etwas plattgedrückten Samenkerne liegen.

Die unreifen Pomeranzen werden gesammelt, wenn sie die Größe einer kleinen Haselnuß bis zu der einen großen Kirsche erreicht haben. Sie sind schwer, haben frisch eine grüne Farbe und einen herben Geschmack; getrocknet sehen sie grünlichschwarz oder auch braungrün aus, riechen angenehm gewürzhaft, enthalten neben bitterem Extraktivstoffe ätherisches Oel und lassen sich gut in Weingeist ausziehen, daher sie häufig in Likörfabriken etc. angewendet werden. Beim Einkaufe hat man sich wohl vorzusehen, daß sie nicht ausgelaugt sind; die abgefallenen haben ebenfalls weniger Wert, als die abgepflückten.

Die Schalen der reifen Früchte endlich kommen getrocknet in ziemlich harten, nicht sehr dicken, länglichen, spitzig eirunden Stücken vor, und man hält die Spanischen und Portugiesischen für die vorzüglichsten.

Eine andere, im Handel vorkommende Sorte sind die Curaçaoschalen, welche weit dünner, als die gewöhnlichen Pomeranzenschalen, auch brauner von Farbe und größer sind, weniger Mark enthalten, eine sehr kräftige, aromatische Bitterkeit besitzen und von der amerikanischen Insel Curaçao kommen.

Gute Pomeranzenschalen müssen frisch, trocken, voll Oel und recht dünnschalig sein. Vor ihrer Verwendung zu Bischof, Bischofextrakt u. dergl. muß man sie erst von dem weißen, schwammigen Marke befreien. Man übergießt zu diesem Zwecke die käuflichen Schalen mit Wasser, läßt ½ Stunde weichen, gießt hierauf das Wasser ab und stellt das Gefäß mit den befeuchteten Schalen über Nacht an einen kühlen Ort, damit sie sich gleichmäßig mit Feuchtigkeit

Empfohlene Zitierweise:
Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/46&oldid=- (Version vom 14.9.2022)