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der, seiner Lage wie der Beschaffenheit seines Bodens nach, dem Weinbau so überaus günstig ist. Alle sind köstliche Perlen in dem Kranze der deutschen Weine! Gleichwohl bietet selbst dieses kleine Revier eine so bunte Mannigfaltigkeit dar, daß die Erzeugnisse desselben, was Geist, Geschmack und Arom betrifft, wenigstens doch in 3 Klassen rangiert werden müssen.

Die erste nimmt der Schloß-Johannisberger ganz allein ein. Er wächst auf der Mittagsseite der herrlichen Besitzung des Fürsten von Metternich, welche bekanntlich früher zu der gefürsteten Abtei Fulda als Probstei gehörte und damals der Bischofsberg genannt wurde. – Unter allen Weinen besitzt dieser, dem man, sowohl bei der Lese, als bei der Behandlung die größtmöglichste Pflege und Sorgfalt angedeihen läßt, den konzentriertesten Riechstoff.

Ihm folgen in der Güte der Rüdesheimer-Hinterhäuser, Grafenberger und Rüdesheimer-Bergausstich. Ersterer wächst unmittelbar hinter den Häusern des Flecken Rüdesheim auf geschütztem und sehr sonnigen Terrain, woher es kommt, daß die Trauben einen höheren Grad der Reife erlangen. Der Bezirk, welcher den Grafenberger erzeugt, gehörte früher der Abtei Erbach und lieferte den sogenannten Kabinettswein. Alle diese Weine enthalten überaus viel Geist und Gewürz, sind ungemein zuckerreich und lassen auch der feinsten Gourmandise nichts zu wünschen übrig.

Nicht minder geschätzte Sorten sind der Steinberger, Geisenheimer-Rotenberger, Rüdesheimer, Markebrunner und Claus-Johannisberger, unter denen jedoch ersterer, vermöge seines überaus lieblichen Geschmacks, seines Gehaltes an Geist und zartem Arom, der bei weitem vorzüglichste ist.

Allgemein beliebt sind ferner die Rheinhessischen Weine, deren Primasorten, nämlich: der Scharlachberger und Liebfrauenmilch füglich den vorhergehenden an die Seite gestellt werden können. Weniger zu den ausgezeichneten Sorten gehörig, aber doch immer noch sehr gesucht

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Anselm Josti [Hrsg.]: Die Bereitung warmer und kalter Bowlen. Voigt, Weimar 1885, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Bereitung_warmer_und_kalter_Bowlen.pdf/63&oldid=- (Version vom 14.9.2022)